Kernelement der Rentenreform der letzten Jahre war ein Paradigmenwechsel, von der Reduzierung der gesetzlichen Rentenversicherung, hin zum Ausbau der betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Wie ein Konzept zur effektiven privaten Rentenvorsorge mit staatlicher Förderung aussehen kann, erfahren Sie im folgenden Artikel.
- Riester-Produkte zur privaten Altersvorsorge
- Sparformen im Vergleich
- Altersvorsorge mit einer Immobilie
- Banksparplan für die private Altersvorsorge
- Fondsgebundene Rentenversicherung
- Mit einem Fondssparplan zur privaten Altersvorsorge
- Kapitallebensversicherung abschließen
- Nachgelagerte Besteuerung der Leistungen
- Geförderte Rürup-Rente für Selbstständige
- Finanzprodukte im Test
- Fazit
Die allgemeine demografische Entwicklung in Deutschland stellt alle Sicherungssysteme vor erhebliche finanzielle Probleme. Der Gesetzgeber hat mit der Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und der Förderung eines kapitalgedeckten Altersvermögens schon erste Schritte der Gegensteuerung eingeleitet. Die staatlich geförderte Altersvorsorge stellt dennoch auf die freiwillige Eigenvorsorge des Einzelnen ab. Sie müssen daher entscheiden, ob Sie die zusätzlich geförderte Altersvorsorge in Anspruch nehmen und welche Anlageform Sie wählen. Dazu sollten Sie wissen, ob Sie zum förderberechtigten Personenkreis gehören, welche Fördermöglichkeiten es gibt und wohin Sie sich für entsprechende Verträge wenden können. Finanzberater.net versucht hier die wichtigsten Fragen zur privaten Altersvorsorge zu klären.
Riester-Produkte zur privaten Altersvorsorge
Sie sollten beachten, dass nicht jede Form des Sparens im Sinne der Riester-Förderung staatlich gefördert wird. Zu den unterstützten Sparformen zählen derzeit ausschließlich Banksparpläne, private oder fondsgebundene Rentenversicherungen, Fondssparpläne und Bausparverträge. Die Riester-Förderung besteht dabei aus zwei möglichen Vergünstigungen: den Zuschüssen und den Steuervorteilen. Im Vergleich sind für Anleger entweder die gewährten Zulagen oder die Steuervorteile günstiger.
Die Zulagen setzen sich aus der Grundzulage und der Kinderzulage zusammen. Die jährliche Grundzulage beträgt seit 2008 jährlich 154 Euro für Alleinstehende und 308 Euro für Verheiratete. Bei einem Ehepaar muss jeder Ehegatte separat einen eigenen Riester-Vertrag zur privaten Altersvorsorge abschließen. Seit 2008 liegt der Mindestbeitrag bei 4 Prozent des Bruttojahreseinkommens, wenn Sie die Zulage erhalten möchten. Mindestens müssen Sie einen Betrag von 60 Euro pro Jahr einzahlen, maximal jedoch 2.100 Euro. Haben Sie Anspruch auf Kindergeld, gibt es eine jährliche Kinderzulage. Sie beträgt seit 2008 300 Euro für jedes Kind.
Neben der Zulagenförderung können die Förder-Berechtigten ihre Beiträge zur privaten Rentenversicherung bis zu bestimmten Höchstgrenzen als Sonderausgaben bei der Steuer geltend machen. Der absetzbare Betrag umfasst die eingezahlten Beiträge und die bereits gewährten Zulagen und liegt seit 2008 bei 2.100 Euro im Jahr. Wenn der Sonderausgabenabzug für Sie günstiger als der Anspruch auf die Zulage ist, wird er vom Finanzamt gewährt. Fällt die steuerliche Ersparnis hingegen größer als die Zulage aus, wird der Differenzbetrag nachträglich erstattet beziehungsweise mit der Steuerschuld verrechnet.
Sparformen im Vergleich
Viele Bürger denken bei der privaten Altersvorsorge an Versicherungen. Doch zur privaten Rentenvorsorge gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Die im Folgenden vorgestellten Produkte zur privaten Altersvorsorge unterscheiden sich im direkten Vergleich nicht nur in ihrer Zielsetzung, sondern auch hinsichtlich ihrer Risikobehaftung, Ertragshöhen sowie hinsichtlich der anfallenden Kosten und Förderfähigkeit.
Private Altersvorsorge mit einer Immobilie
Eine Immobilie als Altersvorsorge kann Ihren Ruhestand zusätzlich absichern. Diese Investition kann, aufgrund der hohen Wertbeständigkeit, sogar die Rentabilität von Wertpapieren übersteigen. Im Vergleich zu Aktien gelten Immobilien als risikoärmer und ertragsreicher als festverzinsliche Papiere. Mit dem Wohn-Riester unterstützt der Staat diese Art der privaten Altersvorsorge. Beim Wohn-Riestern investieren Sie nicht nur in eine zukünftige Rente, sondern können Ihr Sparvermögen in einer eigenen Immobilie anlegen. Wohn-Riester-Verträge sind im Unterschied zu den anderen geförderten Verträgen bereits vor dem Rentenbeginn in voller Höhe auszahlbar. Das Kapital wird dazu aus dem bestehenden Riester-Vertrag entnommen und muss zum Kauf oder Bau einer Wohnung oder eines Hauses verwendet werden. Eine Pflicht zur Rückzahlung der entnommenen Beträge besteht dennoch nicht.
Banksparplan für die private Altersvorsorge
Bei einem Banksparplan zahlen Sie für Ihre private Altersvorsorge Beiträge auf ein Sparkonto ein, die variabel verzinst werden. Zusätzlich gibt es Bonuszinsen oder Zinsaufschlägen auf größere angesparte Beträge. Zu Rentenbeginn können Sie sich einen Teil der Sparsumme auszahlen lassen. Mehr als 30 Prozent sind allerdings nicht möglich. Aus dem Restbetrag wird dann die Rente gebildet und nach einem vereinbarten Plan ausgezahlt.
Private Rentenversicherung für die private Altersvorsorge
Bei der privaten Rentenversicherung handelt es sich um einen Vertrag, bei dem Ihnen auf jeden Fall eine Mindestrente ausgezahlt wird. Daneben erhalten Sie auf den Sparbetrag für Ihre private Altersvorsorge einen Garantiezins, der seit Januar 2012 bei 1,75 Prozent liegt. Die Privatrente, die Sie tatsächlich bekommen, kann höher also sein als die Mindestrente, wenn der Versicherer die Gelder gewinnbringend anlegt und Überschüsse erwirtschaftet. Zwischenzeitliche Verluste vor dem Renteneintritt sind natürlich auch möglich. Dieser nicht garantierte Teil, die sogenannte Gewinnrente, kann jedoch auch vom Versicherer einbehalten werden.
Fondsgebundene Rentenversicherung
Bei der fondsgebundenen Rentenversicherung mit defensiver Ausrichtung legen die Versicherer den Großteil Ihres Kapitals risikoarm an, um die Auszahlung der Mindestrente für Ihre private Altersvorsorge auf jeden Fall zu garantieren. Hier erhalten Sie ebenfalls den Garantiezins von 1,75 Prozent auf Ihren Sparbetrag. Einige fondsgebundene Rentenversicherungen sichern hingegen nur die erhaltenden Zulagen der Riester-Förderung und die eingezahlten Beiträge ab. Die Rentenversicherungen bieten hier keinen Garantiezins an. Dadurch können sie jedoch auch einen größeren Kapitalanteil in riskantere Produkte investieren und höhere Renditen erwirtschaften. Anderseits kann es bei einer schlechten Kursentwicklung am Kapitalmarkt dazu kommen, dass Ihnen nur die Mindestrente als Auszahlung bleibt. Seit 2009 muss außerdem für alle Gewinne aus den Geldanlagen die Abgeltungssteuer gezahlt werden. Das sind 25 Prozent vom Gewinn. Diese Regelung könnten Sie jedoch dadurch umgehen, indem Sie statt der direkten Anlage in Fonds den Umweg über eine fondsgebundene Lebensversicherung wählen.
Private Altersvorsorge mit einem Fondssparplan
Mit einem Fondssparplan zur privaten Altersvorsorge investieren Sie Ihr Geld in Investmentfonds, festverzinsliche Wertpapiere oder in einen Mix aus diesen Produkten. Die Laufzeit ist bei Fondssparplänen vorgegeben. Ein Vertrag läuft bis zum Renteneintritt, muss aber mindestens bis zum 60. Lebensjahr laufen. Je näher das Ende der Vertragslaufzeit rückt, desto mehr Geld wird in sichere Fonds investiert, denn der Versicherer ist durch die Riester-Förderung verpflichtet, Ihnen zumindest die Summe der eingezahlten Beiträge und der Zulagen zum Renteneintritt zu garantieren. Das Geld bleibt bei dieser privaten Altersvorsorge im Vergleich zu anderen Produkten während der Rentenphase in Fonds investiert; auch wenn dies eher sicherheitsorientiert geschieht. Da Sie bei Fondssparplänen ein größeres Risiko eingehen als andere Produktanlage, ist Ihre zukünftige Rentenhöhe leider schwer zu vorherzusagen. Weiterführende Informationen, wie Sie Ihre private Rente nach diesem Modell berechnen können, finden Sie daher unter diesem Link.
Kapitallebensversicherung zur privaten Altersvorsorge abschließen
Eine Kapitallebensversicherung zur privaten Altersvorsorge besteht grundsätzlich aus zwei Verträgen: zum einen aus einer Risikolebensversicherung, welche die Angehörigen absichern soll, und zum anderen aus einem Sparplan, welcher über eine lange Laufzeit geschlossen wird. Die Auszahlung setzt sich am Ende der Laufzeit aus einer Garantiesumme und einer nicht garantierten Überschussbeteiligung zusammen. Die Beiträge können nicht von der Steuer abgesetzt werden. Für Verträge, die ab 2005 geschlossen wurden, gibt es am Ende der Laufzeit auch keine steuerfreien Auszahlungen mehr. Kapitallebensversicherungen sind aufgrund der einmaligen Auszahlung der gesamten Kapitalsumme nicht förderfähig. Diese Art der Privatvorsorge kann sich allerdings im Rahmen einer betrieblichen Altersversorgung, beispielsweise als Direktversicherung, lohnen. Dann können Sie auch mit Steuervorteilen rechnen.
Nachgelagerte Besteuerung der Leistungen zur privaten Altersvorsorge
Mit der staatlichen Förderung der Beiträge zur privaten Altersvorsorge durch Zulagen und Steuervergünstigungen erfolgt die Bildung des geförderten Altersvorsorgevermögens zunächst unversteuert. Dementsprechend unterliegen die späteren Versorgungsleistungen aus den geförderten Altersvorsorgeverträgen in vollem Umfang der Besteuerung als sonstige Einkünfte. Das gilt unabhängig davon, ob die Leistungen auf Beiträgen, Zulagen oder auf den in der Vertragslaufzeit erwirtschafteten Erträgen und etwa Wertsteigerungen durch Kursgewinne beruhen.
Geförderte private Vorsorge für Selbstständige und Freiberufler: Die Rürup-Rente
Zur Altersvorsorge kommt für Selbstständige und Freiberufler ein Riester-Vertrag nicht infrage, sofern sie nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, denn die Riester-Förderung ist vom Gesetzgeber her nur für Arbeiter, Angestellten, Beamten und ihren Angehörigen vorgesehen. Damit Selbstständigen, Freiberuflern und Personen mit hohem Steuersatz im Alter dennoch keine Versorgungslücke entsteht, haben sie die Möglichkeit zur privaten Altersvorsorge durch die sogenannte Rürup-Rente. Dabei handelt es sich um eine kapitalgedeckte, private Rentenversicherung, die eine lebenslange, monatliche Rente ab dem 60.Lebensjahr garantiert. Die Beiträge können zu 76 Prozent als Altersvorsorgeaufwendungen von der Steuer abgesetzt werden. Der Prozentsatz der absetzbaren Sonderausgaben steigt in 2-prozentigen Schritten an. Ab 2025 können die Beiträge zu 100 Prozent in Abzug gebracht werden. Bis zu 20.000 Euro können Ledige auf diese Weise steuermindernd für die Altersvorsorge aufwenden. Für Verheiratete erhöht sich dieser Wert sogar auf 40.000 Euro pro Jahr. Die staatliche Förderung der Rürup-Rente wird jedoch nur dann gewährt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden; der Vertrag ist:
- nicht vererblich,
- nicht übertragbar,
- nicht kapitalisierbar,
- nicht beleihbar,
- nicht veräußerbar,
- in Form einer lebenslangen Rente auszahlbar und
- frühestens ab dem 60. Lebensjahr zu beziehen.
Bei der Beitragszahlung in einen Rürup-Vertrag sind Sie flexibel: Neben monatlichen Beiträgen können Sie auch Zusatzzahlungen leisten. Diese sind ebenfalls bis zur Höchstsumme von der Steuer absetzbar. Die Steuervorteile müssen Sie in der Einkommenssteuererklärung jedes Jahr geltend machen. Nur wenn Sie diese Anlage ausfüllen und beim Finanzamt abgeben, kann der Beitragsaufwand steuerlich berücksichtigt werden.
Produkte zur privaten Altersvorsorge im Test
Angebote zur privaten Altersvorsorge zeigen im Test jedoch erhebliche Qualitätsunterschiede. Generell gilt: Wer seinen gewohnten Lebensstandard im Alter halten will, braucht nach Studien etwa 80 Prozent des letzten Nettogehalts. Nur 20 Prozent sind entbehrlich, weil die Ausgaben im Alter ebenfalls sinken. Breit aufgestellte Produkte zur privaten Altersvorsorge erzielen im Test dafür die besten Ergebnisse. Kunden teilen ihr Geld auf verschiedene Anlageprodukte auf. Die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest hatte die Debeka im September 2011 zum Testsieger erkoren, gefolgt von der Huk24 und der Interrisk. Dennoch sind die Leistungen privater Rentenversicherer nur mäßig ausgefallen. Wirklich gute Produkte zur privaten Altersvorsorge gibt es im Vergleich nur wenige. Die höchsten Renditechancen mit akzeptablen Gebühren finden Sie bei Riester-Fondssparplänen. Dennoch sollten Sie auch hier auf die Zusatzkosten achten, die Ihre Rendite schmälern können.