Finanzberater.net Icon
Finanzdienstleistungen

Principal-Agent-Theorie: Interessenskonflikte bei der privaten Finanzberatung vermeiden!

Finanzberater.net Team
Verfasst von Finanzberater.net Team
Zuletzt aktualisiert: 24. April 2014
Lesedauer: 4 Minuten

Die Principal-Agent-Theorie charakterisiert gut die Beziehung zwischen dem Kunden und dem Finanzberater, denn oftmals handelt es sich hierbei um Interessenskonflikte. Woran das liegt und wie Sie von einer unabhängigen Beratung profitieren können, erfahren Sie auf Finanzberater.net!

Die Principal-Agent-Theorie stammt aus der Wirtschaft und beschreibt die Beziehungen zwischen einem Auftraggeber (Principal) und einem Auftragnehmer (Agent). Dabei verfügt der Letzte über Expertenwissen, das er aber nur begrenzt weitergibt, je nachdem, welche Interessen er vertritt. Die Principal-Agent-Problematik besteht darin, dass die Auftragnehmer die mangelnde Kompetenz der Kunden ausnutzen können, um einen persönlichen Profit zu erwirtschaften. So werden dem Kunden Produkte empfohlen und verkauft, die nicht unbedingt die beste Möglichkeit für ihn darstellen.

Provisionsvermittlung im Sinne der Principal-Agent-Theorie

Die Principal-Agent-Theorie kann auch auf die Finanzberatung übertragen werden. Manche Fachleute beraten nicht ausführlich genug, da Sie als Angestellte von Banken, Genossenschaften und Versicherungen auf den Verkauf von hauseigenen Finanzprodukten abzielen. In der Regel bieten die „Agenten“ Ihr Beratungsangebot kostenlos an und erhalten eine entsprechende Provision nach erfolgreicher Vermittlung, was zu einem eindeutigen Interessenskonflikt führt. So kassieren Finanzberater, die an bestimmte Institute gebunden sind, ca. 5% der Anlagesumme bei Fonds und Rentenversicherungen bei einem Vertragsabschluss und zwischen 0,5 und 2,5% jährliche Bestandsprovision von den regelmäßig eingezahlten Beiträgen. Bei offenen Immobilien- und Infrastrukturfonds kann der Ausgabeaufschlag sogar 10% erreichen. Bei diesen Summen ist es selbstverständlich, dass der Kunde mehr bezahlen muss. Wenn eine Gesellschaft oder Bank einen Außendienst hat, werden die Finanzprodukte künstlich überteuert, damit die erhöhten Personalkosten abgedeckt werden können. Der erfolgreiche Verkauf hat zudem eine erhöhte Priorität vor der bedarfsgerechten Bedienung. So erklären sich auch zum Teil die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die zeigen, dass Anleger in Deutschland rund 30. Milliarden Euro aufgrund schlechter Beratung falsch investieren.

UNSER TIPP:
Das Principal-Agent-Problem besteht zudem darin, dass diese Zusammenhänge kaum nachweisbar sind: Niedrige Rendite und Geldverluste sind nicht unbedingt auf eine schlechte Beratung zurückzuführen, da auch externe Gründe für Misserfolg, wie beispielsweise ein erhöhtes Inflationsniveau und Kursschwankungen teilweise nicht hervorgesehen werden können. In solchen Fällen nützt auch eine gegebenenfalls abgeschlossene Vermögensschadenhaftpflichtversicherung wenig (die ausgezahlt wird, wenn der Finanzdienstleister falsch beraten hat) nichts, da die Schuld des Fachmanns schwer nachzuweisen ist.

Wie Sie von einer unabhängigen Finanzberatung profitieren können

Ein grundlegendes Problem der Principal-Agent-Theorie ist die asynchrone Informationsverteilung: Dadurch, dass Provisionsvermittler nicht alle relevanten Informationen übermitteln, kann sich der Kunde nicht umfassend informieren und eine nachhaltige Entscheidung treffen. Hier ist Vorsicht geboten: Viele Provisionsvermittler sprechen zwar den vorherrschenden Wettbewerb an, um das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen; am Ende werden jedoch nur jene Produkte angeboten, die dem Vermittler eine hohe Eigenbeteiligung bringen und daher nicht zwangsläufig im Interesse der Auftraggeber sind.

Damit es nicht zu einer für Sie ungünstigen Principal-Agent-Beziehung kommt, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Sie eine möglichst breite Palette an Anlage- und Versicherungsmöglichkeiten vorgeschlagen bekommen und gegebenenfalls bestehende Provisionen in schriftlicher Form offengelegt werden!

Eine wirklich unabhängige Finanzberatung erfolgt nur auf Honorarbasis. Der Kunde zahlt die Stunden, in denen er umfassend und neutral zu seinen Möglichkeiten beraten wird. Obwohl den Stundenlohn zwischen 100 und 300 Euro betragen kann, stellen diese Summen im Vergleich zu den hohen Beiträgen, die sich die Banken von dem Geld der Kunden entnehmen, sogar eine Kostenersparnis dar. Wer zum Beispiel 100.000 Euro in Fonds anlegt, muss einen Ausgabeaufschlag von 5% bei einer Provisionsvermittlung bezahlen, was 5.000 Euro beträgt. Das Einstellen eines Direktdepots in der gleichen Höhe dauert wenige Stunden beim Honorarberater, wobei Sie jedoch mindestens die Hälfte der Kosten einsparen können.

Beachten Sie, dass die Bezeichnung „Honorarberater“ teilweise von Vermittlern verwendet wird, die nur eine Bezahlung vom Kunden verlangen, wenn kein Verkauf zustande gekommen ist. Unabhängige Beratung werden von selbstständigen Fachleuten, Angestellten von freien Finanzdienstleistungsunternehmen und Verbraucherzentralen angeboten. Auf unserem Portal können Sie direkt das Formular ausfüllen und kompetente und neutrale Finanzberater in Ihrer Umgebung finden!

Fazit

Die Principal-Agent-Theorie schildert den Interessenskonflikt zwischen dem Kunden und dem Auftragnehmer, bei dem Produkte zugunsten des Verkäufers vermittelt werden, ohne dabei eine ausreichende Rücksicht auf eine bedarfsgerechte Dienstleistung zu nehmen. Im Finanzbereich ist dieses Verhalten sehr verbreitet: Woher der Finanzberater seinen Gehalt erhält, entscheidet weitgehend darüber, ob es zu einem Principal-Agent-Konflikt kommt oder nicht. Damit Sie eine neutrale und transparente Beratung bekommen, sollten Sie sich nur an unabhängige Fachleute wenden!

Über unsere*n Autor*in
Finanzberater.net Team
Finanzberater.net ist das Branchenverzeichnis für Berater im Finanzsektor. Die Redaktion von Finanzberater.net erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps zu allen Finanzthemen wie Krediten, Kapitalanlagen und Versicherungen.