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Altersvorsorge

Riester-Rente: Wann sich eine Kündigung lohnt

Finanzberater.net Team
Verfasst von Finanzberater.net Team
Zuletzt aktualisiert: 24. Februar 2021
Lesedauer: 7 Minuten
© fizkes / istockphoto.com

Der Großteil der deutschen Arbeitnehmer verlässt sich nicht mehr ausschließlich auf die gesetzliche Rente. Eine Rentenversicherung in Form eines Riester-Vertrags bietet die Möglichkeit, ein zusätzliches Polster für die Altersvorsorge aufzubauen. Was passiert aber, wenn Sie den Vertrag kündigen möchten? Wir erklären Ihnen, was es mit der Riester-Rente auf sich hat, ob sich das Kündigen lohnt und welche Alternativen es gibt.

Alles auf einen Blick:

  • Riester-Renten dienen zur privaten Altersvorsorge.
  • Bei Einzahlungen von mindestens 4 Prozent des Jahresbruttoeinkommens stockt der Staat Ihre angesparte Rente durch Zulagen auf.
  • Das Kündigen des Vertrags lohnt sich aus finanziellen Gründen in der Regel nicht.
  • Bei einer Kündigung des Vertrags verkauft der Sparer die Rente an den Versicherer. Der Rückkaufswert, also die Auszahlung, liegt jedoch deutlich unter den getätigten Einzahlungen.
  • Auch die Zulagen und Steuervorteile müssen zurückgezahlt werden.
  • Besser eignet sich eine Beitragsfreistellung oder das Herabsetzen des Einzahlungsbetrags.
  • Liegt das eingezahlte Geld dabei unter den 4 Prozent, entfallen die Zulagen des Staates.
  • Bei mangelhaften Konditionen des derzeitigen Versicherers kann ein Anbieterwechsel die Lösung sein.

Definition

Die Riester-Rente soll zur Altersvorsorge und zu einer Aufbesserung der gesetzlich festgesetzten Rente dienen. Dabei zahlen Sparer regelmäßig Geld ein. Der Staat stockt das angesparte Kapital, das heißt Ihre zukünftige Rente, durch eine jährliche Grundzulage und gegebenenfalls Kinderzulagen zusätzlich auf. Vor allem Familien mit vielen Kindern und gut verdienende Singlehaushalte können davon profitieren.

Was ist eine Riester-Rente?

Die Riester-Rente dient als Altersvorsorge. Das angesparte Vermögen setzt sich aus regelmäßigen Einzahlungen des Sparenden und einer staatlichen Grundzulage zusammen. Diese Zulage beträgt jährlich 175 Euro (Stand 2018). Haben Sie Kinder, erhalten Sie eine Kinderzulage, solange Sie Anspruch auf Kindergeld haben. Die Zulage beträgt abhängig vom Geburtsjahr des Kindes bis zu 300 Euro jährlich. Die staatliche Förderung erhalten Sie nur dann, wenn Sie mindestens 4 Prozent ihres Jahresbruttoeinkommens in Ihre Rentenversicherung einzahlen.

Die eingezahlten Beiträge können Sie in Ihrer Steuerklärung in der Anlage AV geltend machen, wobei die Grenze hierfür bei 2.100 Euro im Jahr liegt.

In der Regel werden diese Rentenversicherungen mit einem Versicherungsunternehmen abgeschlossen. Dieses legt das Vermögen am Kapitalmarkt an, wofür Sie Zinsen erhalten.

Für wen eignet sich die Riester-Rente?

Besonders für kinderreiche Familie rentiert sich diese Form von privater Rentenversicherung. Die Kinderzulagen werden pro Kind ausgezahlt und können somit bei beispielsweise drei Kinder bis zu 900 Euro betragen. Ebenso eignet sie sich für gut verdienende Singlehaushalte, die ein jährliches Einkommen von mindestens 60.000 Euro aufweisen. Diese Sparer profitieren vor allem von den Steuervorteilen.

TIPP:
Sind Sie sich nicht sicher, ob sich eine Riester-Rentenversicherung für Sie lohnt, wenden Sie sich an einen Finanzberater. Dieser kann Sie umfassend beraten und eine passende Lösung finden.

Was sind die Vorteile und Nachteile einer Riester-Rente?

Vorteile und Nachteile einer Riester-Rente von Finanzberater.net

Kündigen des Riester-Vertrags

Private Lebensumstände wie der Verlust einer Arbeitsstelle oder eine finanzielle Notlage lassen Anleger darüber nachdenken, ihre Riester-Rente zu kündigen. Das lohnt sich meist jedoch nicht, da der Rückkaufswert, den die Versicherungsträger bezahlen, deutlich unter der eingezahlten Summe liegt. Eine Auszahlung des gesamten Geldes, das Sie bisher eingezahlt haben, ist nicht möglich.

Können Sie eine Riester-Rentenversicherung kündigen?

Das Kündigen der Rentenversicherung ist prinzipiell möglich. Dafür sollten Sie sich mit dem Versicherungsträger in Verbindung setzen. Im Falle einer Kündigung müssen Sie die vom Staat erhaltene Förderung sowie Steuervorteile zurückzahlen. Übrig bleiben die von Ihnen eingezahlten Beiträge, die Sie jedoch nicht in vollem Umfang zurückerhalten. Sie erhalten ausschließlich den sogenannten Rückkaufswert Ihrer Rentenversicherung. Dieser berechnet sich aus den eingezahlten Beiträgen abzüglich der Vertriebs-und Abschlusskosten sowie den erwirtschafteten Überschüssen. Den Verkaufsgewinn, also den Betrag, der übrig bleibt, müssen Sie versteuern.

ACHTUNG!
Die erhaltenen Zulagen, seien es Grund- oder Kinderzulagen, sowie die Steuervorteile müssen Sie zurückzahlen.

Ist eine Kündigung sinnvoll?

Da Sie bei einer Kündigung nach obiger Berechnung auf jeden Fall weniger ausbezahlt bekommen als Sie eingezahlt haben, rentiert sich dieser Schritt finanziell nicht. Nichtsdestotrotz liegt es an Ihnen, zu entscheiden, ob Ihre Lebensumstände und Ihre finanzielle Lage eine Kündigung erfordern.

Wie kündigen Sie Ihren Riester-Vertrag?

Entscheiden Sie sich für eine Kündigung, genügt in der Regel ein formloses Schreiben unter Angabe Ihrer Daten wie der Versicherungsnummer, dem gewünschten Kündigungsdatum und Ihrer Bankdaten.

ACHTUNG!
Je nach abgeschlossenem Vertrag kann es hier zu abweichenden Bedingungen und auch Fristen kommen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Versicherungsträger.

Alternativen zur Kündigung

Möchten Sie Ihre Rentenversicherung nicht verkaufen und müssen Sie nur einen gewissen Zeitraum beziehungsweise einen kurzfristigen finanziellen Engpass überwinden, gibt es einige sinnvolle Alternativen wie das Herabsetzen des Beitrags oder die Beitragsfreistellung. Im Vergleich zu einer Kündigung eignen sich diese besonders im Hinblick auf Ihre bevorstehende Altersvorsorge und auf die finanziellen Nachteile deutlich besser.

Riester-Beitrag herabsetzen

Das Herabsetzen Ihres Beitrages bietet eine Möglichkeit, das Kündigen oder Verkaufen Ihrer Versicherung zu umgehen und trotzdem etwas weniger zu investieren. Inwieweit Sie Ihren Beitrag senken können, sollten Sie direkt mit Ihrer Versicherung absprechen. Seien Sie sich jedoch bewusst, dass die Zulagen entfallen, wenn die Beiträge weniger als 4 Prozent Ihres Jahresbruttoeinkommens betragen.

Beitragsfreistellung

Sie können sich die Einzahlungen in Ihren Riester-Vertrag auch komplett sparen ohne diesen kündigen oder verkaufen zu müssen. Das ist in der Regel für einen gewissen Zeitraum möglich und sollte keine finanziellen Nachteile mit sich bringen. Dafür reicht meist eine kurze Mitteilung an die Versicherung, im besten Fall einen zuständigen Ansprechpartner. Bei der Wahl des Ruhenlassens des Vertrages entfallen die staatlichen Zulagen.

ACHTUNG!
Ein Pfändungsschutz gilt für Rentenversicherungen, die die staatliche Förderung aktiv nutzen. Zahlen Sie zu geringe oder gar keine Beiträge, entfällt dieser gesetzliche Schutz.

Anbieter wechseln

Möchten Sie Ihre Versicherung nicht aufgrund einer Notlage loswerden, sondern sind unzufrieden mit den Konditionen Ihres eigenen Vertrags, können Sie den Anbieter wechseln. Für solche Fälle hat der Staat eine Deckelung der Kosten für den Wechsel von 150 Euro eingeführt. Der finanzielle Aufwand, den Ihnen Ihr alter Anbieter in Rechnung stellt, variiert meist zwischen 50 Euro und 150 Euro. Damit ist es jedoch nicht getan: Oftmals berechnet der neue Anbieter bei einem Wechsel Vertriebs- und Abschlusskosten. Auch dies führt für Sie zu Mehrkosten, da Sie diese bereits beim alten Anbieter bezahlt haben. Bei einem Wechsel ist es demnach wichtig, genau zu kalkulieren, welche Mehrkosten entstehen. Liegen die durch bessere Konditionen des neuen Vertrags entstehenden Ersparnisse im Vergleich zu den Mehrkosten höher, rentiert sich der Wechsel.

Verkauf

Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, die Versicherungen abkaufen. Dabei bekommen Sie meist etwas mehr als es bei einer Kündigung der Fall wäre. Den Verkaufsgewinn müssen Sie jedoch versteuern. Die meisten Anbieter, sogenannte Policenankäufer, schließen in ihrem Angebot den Ankauf von staatlich geförderten Policen wie der Riester-Rente und der Rürup-Rente aus. Das Verkaufen Ihrer Riester-Rente ist demnach in der Regel nicht möglich.

Fazit

Eine Riester-Renten dient zur privaten Altersvorsorge, um sich für den Ruhestand ein zusätzliches finanzielles Polster zu schaffen. Neben den Einzahlungen der Sparenden kommen staatliche Zulagen und gegebenenfalls Kinderzulagen hinzu. Bei einem finanziellen Engpass rentiert sich das Kündigen der Versicherung meist nicht. Sie bekommen in diesem Fall nicht die vollständige, eingezahlte Summe, sondern nur einen Rückkaufswert ausgezahlt. Dieser setzt sich aus den Beiträgen abzüglich der Vertriebs- und Abschlusskosten zusammen.

Sie verkaufen Ihr Vermögen somit an den Versicherer und erhalten weniger Geld, als Sie angelegt haben. Meist empfiehlt sich für die Überbrückung eines Engpasses das Herabsetzen des Beitrages oder ein Ruhenlassen des Vertrages für einen begrenzten Zeitraum. Dabei muss Ihnen jedoch bewusst sein, dass die staatlichen Zulagen bei einem Betrag, der unter 4 Prozent Ihres Jahresbruttoeinkommens liegt, entfallen.

Sind Sie mit den Bedingungen Ihres Versicherungsvertrages unzufrieden, können Sie einen Anbieterwechsel vornehmen. Achten Sie hierbei darauf, dass die entstehenden Mehrkosten unter dem Betrag liegen, den Sie dank der Konditionen des neuen Anbieters einsparen.

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