Finanzberater.net Icon
Factoring

Echtes Factoring: Ablauf, Beispiele & Vorteile von Non-Recourse Factoring

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 21. Januar 2025
Lesedauer: 10 Minuten
© 8vFani / istockphoto.com

Im Alltagsgeschäft von Unternehmen tritt eine große Frage immer wieder auf: Wie wird die Liquidität gesichert, wenn lange Zahlungsziele anstehen oder es zu zahlungsunwilligen Kunden kommt? Eine bewährte Möglichkeit ist das sogenannte echte Factoring, das auch als Non-Recourse Factoring bekannt ist. Im Kern steht, die Rechnungen an einen externen Dienstleister abzugeben und dennoch den Geldfluss nicht zu unterbrechen. Wie diese Finanzierungsform im Detail aussieht, welche Vorteile sie bietet und was zu beachten ist, gilt es im Vorfeld abzuwägen.

Alles auf einen Blick:

  • Echtes Factoring ermöglicht es Unternehmen, Forderungen zu verkaufen und gleichzeitig finanziell abgesichert zu bleiben.
  • Beim Non-Recourse Factoring übernimmt das Factoringunternehmen das sogenannte Delkredererisiko, also das Risiko eines Zahlungsausfalls.
  • Nach Übergabe der Forderungen erfolgt eine schnelle Auszahlung von bis zu 90 Prozent der Rechnungssumme, während der Anbieter das Mahnwesen und Inkasso übernimmt.
  • Geeignet für Unternehmen mit langen Zahlungszielen, hohem Rechnungsvolumen oder stark schwankendem Cashflow.
  • Die Gebühren setzen sich aus einer Factoringgebühr und Vorfinanzierungszinsen zusammen.
  • Der entscheidende Unterschied zwischen echtem und unechtem Factoring liegt im Ausfallrisiko: Beim echten Factoring übernimmt der Factor das Risiko (Delkredereschutz), während beim unechten Factoring das Unternehmen selbst weiterhin für offene Forderungen haftet.

Was ist echtes Factoring?

Factoring ist eine Finanzierungsform, bei der Unternehmen ihre offenen Forderungen an eine Factoringgesellschaft (Factor) verkaufen, um sofortige Liquidität zu erhalten. Dies ermöglicht es Unternehmen, ihr gebundenes Kapital schneller freizusetzen, das Risiko von Zahlungsausfällen zu reduzieren und ihre eigene Bonität zu verbessern. Grundsätzlich gibt es verschiedene Arten des Factorings: Echtes Factoring, bei dem das Ausfallrisiko vollständig auf den Factor übergeht, unechtes Factoring, bei dem der Forderungsverkäufer das Risiko trägt, und offenes oder stilles Factoring, das sich danach unterscheidet, ob der Schuldner über den Forderungsverkauf informiert wird. Zudem gibt es Inhouse- und Full-Service-Factoring, wobei beim Inhouse-Factoring das Unternehmen weiterhin das Forderungsmanagement übernimmt, während beim Full-Service-Factoring der Factor sämtliche Verwaltungsaufgaben übernimmt.

Beim echten Factoring übernimmt der Factor neben der Vorfinanzierung auch das volle Ausfallrisiko (Delkredererisiko). Dadurch erhält das Unternehmen sofortige Liquidität und ist vor Zahlungsausfällen geschützt, während das Factorunternehmen sich um das Forderungsmanagement und gegebenenfalls das Mahnwesen kümmert.

Ablauf des Factorings mit drei Hauptakteuren: Unternehmen (Kreditor), Factoring-Anbieter (Factor) und Käufer (Debitor). Der Prozess umfasst die Übergabe der Forderung an den Factor, die Auszahlung an das Unternehmen, die Bonitätsprüfung des Käufers, die Rechnungsstellung und die Zahlung des Käufers an den Factor.
© Finanzberater.net

Was ist die Delkrederefunktion?

Beim Factoring spielt die Delkrederefunktion eine zentrale Rolle, insbesondere beim echten Factoring. Sie beschreibt die Übernahme des Ausfallrisikos durch die Factoring-Gesellschaft, sodass das Unternehmen vor Zahlungsausfällen seiner Kunden geschützt ist. Falls ein Debitor nicht zahlt, trägt der Factor den finanziellen Verlust und nicht das Unternehmen selbst. Diese Funktion bietet besonders für Firmen mit unsicheren oder schwer einschätzbaren Debitoren einen erheblichen Vorteil, da sie Planungssicherheit und eine stabile Liquidität gewährleistet. Ohne die Delkrederefunktion, wie es beim unechten Factoring der Fall ist, müsste das Unternehmen selbst für den Forderungsausfall aufkommen, was ein höheres Risiko darstellt. Der Ausfallschutz spielt im Zusammenhang mit der Delkrederefunktion eine entscheidende Rolle, da er sicherstellt, dass ein Unternehmen vor finanziellen Verlusten durch zahlungsunfähige Kunden geschützt ist. Beim echten Factoring übernimmt die Factoring-Gesellschaft diesen Schutz, indem sie das Kreditrisiko des Unternehmens trägt und im Falle eines Zahlungsausfalls für die offenen Forderungen aufkommt.



Wann ist der Einsatz von echtem Factoring sinnvoll?

Besonders Unternehmen, die im Bau- und Gesundheitswesen, in der Logistik oder im Einzel- und Großhandel angesiedelt sind, profitieren vom echten Factoring. Typische Szenarien, die sich ergeben, sind:

  • lange Zahlungsziele: In Branchen wie Bauwesen, Großhandel oder Logistik sind Zahlungsziele von 60 bis 120 Tagen üblich.
  • hohe Forderungsvolumen: Unternehmen, die monatlich viele Rechnungen schreiben, profitieren von echtem Factoring.
  • schwankender Cashflow: Unternehmen, die saisonal bedingt oder durch Projektgeschäft stark schwankende Einnahmen haben.
  • schnelles Wachstum: Wachstumsstarke Unternehmen, die durch hohe Investitionen in Vorleistung gehen müssen, sichern sich durch Non-Recourse Factoring die nötige Liquidität.
  • Absicherung gegen Zahlungsausfälle: In wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder bei der Zusammenarbeit mit neuen Kunden schützt echtes Factoring vor dem Risiko von Forderungsausfällen.

Wie funktioniert echtes Factoring?

Sobald ein Unternehmen seine Dienstleistung in Rechnung stellt, geht der Prozess des echten Factorings los. Die Factorgesellschaft prüft die Bonität des Debitors, akzeptiert die Forderung und zahlt in der Regel bis zu 90 Prozent des Rechnungsbetrags direkt aus. Den restlichen Betrag erhält das Unternehmen nach Abzug der Factoringgebühren, sobald der Kunde die Rechnung beglichen hat. Sollte das nicht passieren, tritt das Ausfallrisiko (Delkredere-Risiko) in Kraft und der Anbieter leitet die möglichen rechtlichen Schritte gegen den Kunden ein.

Wie läuft Non-Recourse Factoring ab?

  1. Forderungserstellung und Verkauf: Nach der Rechnungsstellung durch das Unternehmen für die erbrachte Leistung oder gelieferte Ware überträgt es diese an den Factor.
  2. Prüfung der Forderungen: Der Factor überprüft die Bonität des Debitors und die Gültigkeit der eingereichten Forderungen.
  3. Auszahlung der Vorfinanzierung: Im Anschluss an die erfolgreiche Genehmigung zahlt der Factor direkt einen Hauptteil des geforderten Betrags aus (in der Regel zwischen 80 und 90 Prozent).
  4. Überwachung des Zahlungseingangs: Das Factorunternehmen übernimmt das Inkasso und verfolgt den Zahlungseingang beim Kunden.
  5. Schlussabrechnung: Wurde die Rechnung vonseiten des Kunden beglichen, überweist der Factor den restlichen Betrag, der nach Abzug der vertraglich geregelten Factoringgebühren übrig bleibt.

Beispiel 

Ein mittelständisches Unternehmen aus der Logistikbranche entscheidet sich für echtes Factoring, um lange Zahlungsziele seiner Großkunden abzudecken. 

  • Ablauf: Das Unternehmen stellt eine Rechnung über 50.000 Euro für erbrachte Transportdienstleistungen an seinen Kunden und verkauft diese an einen Factoring-Anbieter. Die Factoringgesellschaft zahlt 80 Prozent der Rechnungssumme, also 40.000 Euro, innerhalb von 24 Stunden an das Logistikunternehmen und die verbleibenden 20 Prozent (10.000 Euro), sobald der Kunde die Rechnung begleicht.
  • Ergebnis: Von dieser Restzahlung wird eine Gebühr von 1,5 Prozent (750 Euro) abgezogen, sodass das Unternehmen letztlich 49.250 Euro erhält. Es kann sofort mit einem Teil des Geldes flexibel agieren und anstehende Anschaffungen wie Kraftstoff, Fahrzeugwartung und Fahrerhonorare tätigen.
Hinweis
Falls der Kunde zahlungsunfähig wird, trägt der Anbieter den finanziellen Verlust.

Was sind die Vorteile von echtem Factoring?

Aufgrund der schnellen Auszahlung der Rechnungsbeträge profitieren Unternehmen von einem stabilen Cashflow, durch den sie laufende Kosten decken oder Investitionen schneller umsetzen können. Hinzu kommt die Risikominimierung, da das Zahlungsausfallrisiko vollständig wegfällt. Selbst in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder bei zahlungsschwachen oder unwilligen Kunden muss das Unternehmen nicht um verzögerte oder ausfallende Zahlungen fürchten. Das sorgt auch für eine bessere Ressourcennutzung, da weder Zeit noch Geld in die Eintreibung der offenen Beträge fließt. Darüber hinaus stärkt Non-Recourse Factoring die Bonität des Unternehmens, da Forderungen aus der Bilanz entfernt werden, was zu einer besseren Kapitalstruktur führt.

Was sind die Nachteile von echtem Factoring?

Der Service hat seinen Preis: Das Ausfallrisiko lassen sich Factoringgesellschaften entsprechend bezahlen. In der Folge kann die Rendite geringer ausfallen. Wer maximal flexibel bleiben möchte, muss sich beim echten Factoring – je nach Vertragsbedingungen – auf eine langfristige Bindung an einen Anbieter einstellen. Weiterhin können die strikten Bonitätsprüfungen den Kreis der potenziellen Anschlusskunden einschränken, wenn diese eine Kreditunwürdigkeit aufweisen und abgelehnt werden. Zudem erfordert die Nutzung von Factoring eine effiziente Integration in das bestehende Debitorenmanagement, um eine reibungslose Abwicklung und transparente Buchführung zu gewährleisten.

Was ist ein Anschlusskunde?
Ein Anschlusskunde im Factoring ist ein Kunde (Debitor) des Unternehmens, das Factoring nutzt, und dessen Forderungen an die Factoring-Gesellschaft verkauft werden. Der Begriff wird insbesondere im Zusammenhang mit dem Forderungsmanagement verwendet, da der Anschlusskunde nach dem Verkauf der Forderung seine Zahlung nicht mehr direkt an das ursprüngliche Unternehmen leistet, sondern an den Factor.In der Praxis bedeutet das, dass der Anschlusskunde über den Forderungsverkauf informiert wird (bei offenem Factoring) und angewiesen wird, Zahlungen künftig an die Factoring-Gesellschaft zu leisten. Beim stillen Factoring hingegen bleibt der Anschlusskunde in der Regel unbemerkt, da er weiterhin an das ursprüngliche Unternehmen zahlt, welches dann den Betrag an den Factor weiterleitet.

Was sind Unterschiede zu unechtem Factoring?

Der Hauptunterschied zwischen echtem und unechtem Factoring liegt in der Übernahme des Ausfallrisikos. Aus diesem ergeben sich weitere Unterschiede in Hinsicht auf die Kosten, die Liquidität und die Vertragskomplexität. 

Kriteriumechtes Factoringunechtes Factoring
Risikoübernahme
  • Factor übernimmt das Ausfallrisiko der Forderungen (Delkredere-Risiko)
  • Ausfallrisiko bleibt beim Unternehmen
Kosten
  • höhere Kosten wegen Risikoübernahme
  • geringere Kosten wegen fehlender Risikoübernahme
Bilanzierung
  • Forderungen werden aus der Unternehmensbilanz entfernt
  • Forderungen bleiben in Unternehmensbilanz
Liquidität
  • sofortige Liquidität, unabhängig vom Zahlungsausfall der Kunden
  • Liquidität hängt von der tatsächlichen Zahlung der Kunden ab
Vertragskomplexität
  • komplexere Verträge aufgrund der Risikoprüfung und Übernahme
  • einfachere Verträge, da keine Übernahme des Delkredere-Risikos erfolgt
geeignet für
  • Unternehmen mit hohem Risiko oder unsicheren Forderungen
    • Unternehmen, die ihre Forderungen gut einschätzen können und das Risiko selbst tragen möchten
  • Die Wahl zwischen echtem und unechtem Factoring hängt stark von der Risikobereitschaft und den finanziellen Bedürfnissen eines Unternehmens ab. Unternehmen, die maximale Sicherheit wünschen, sollten Non-Recourse Factoring bevorzugen. Für Unternehmen mit einer zuverlässigen Debitorenstruktur kann unechtes Factoring aufgrund der geringeren Gebühren sinnvoller sein.



    Welche Voraussetzungen gibt es für echtes Factoring?

    Factoringunternehmen prüfen nicht nur die Bonität des Debitors (Kunden), sondern auch die finanzielle Stabilität der beauftragenden Firma selbst. Unternehmen mit einer angespannten Liquiditätslage oder unzureichender Bonität können daher vom Factoring ausgeschlossen werden. Eine geordnete Buchhaltung, ein positiver Jahresabschluss und eine nachvollziehbare Rechnungsstruktur erhöhen die Chancen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

    Zudem müssen die Forderungen bestimmte Kriterien erfüllen: Sie müssen rechtsgültig, eindeutig und unbestritten sein. Offene Rechnungen, die bereits strittig sind oder zu lange zurückliegen, werden in der Regel nicht angekauft. Auch Unternehmen mit überwiegend Bargeschäften oder sehr individuell verhandelten Zahlungszielen könnten Schwierigkeiten haben, Factoring zu nutzen.

    Darüber hinaus setzen viele Factoringgesellschaften bestimmte Mindestumsätze voraus, um eine Zusammenarbeit wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten. Unternehmen sollten daher im Vorfeld prüfen, ob ihr Forderungsvolumen den Anforderungen des Factors entspricht.

    Welche rechtlichen und regulatorischen Aspekte sind beim echten Factoring zu beachten?

    Der Forderungsverkauf basiert auf der Abtretung (Zession), die in § 398 ff. BGB geregelt ist. Diese muss eindeutig dokumentiert sein, und Abtretungsverbote in Verträgen dürfen nicht bestehen. Weiterhin ist die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) unabdingbar, da beim Factoring sensible Kundendaten an den Factor übermittelt werden. Aus diesem Grund ist ein Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung und angemessener Datensicherheitsmaßnahmen notwendig, um den rechtlichen Anforderungen nachzukommen.

    Auch steuerliche Implikationen sollten beachtet werden: Durch den Verkauf der Forderungen werden diese aus der Bilanz des Unternehmens entfernt, was zu einer Bilanzverkürzung führt und die Eigenkapitalquote verbessern kann. Gleichzeitig bleibt das Unternehmen für die Umsatzsteuer der verkauften Forderungen verantwortlich, da die umsatzsteuerliche Behandlung des Factorings nicht zwischen echtem und unechtem Factoring differenziert.

    Gut zu wissen:
    Die Schuldner müssen über die Abtretung informiert werden, es sei denn, es handelt sich um stilles Factoring, das in Deutschland aber nur unter bestimmten Bedingungen zulässig ist.

    Welche Anbieter von echtem Factoring gibt es?

    Es gibt mehr als 250 Factoringgesellschaften auf dem deutschen Markt, die verschiedene Factoringarten für unterschiedliche Branchen anbieten. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie einige Beispiele für Anbieter von echtem Factoring.

    5 Anbieter für Non-Recourse Factoring im Vergleich

    FactoringgesellschaftBeschreibung
    Deutsche Factoring Bank
    • bietet individuelle Konzepte speziell für mittelständische Unternehmen

    aifinyo
    • betreut vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sowie Freiberufler

    adyen
    • richtet sich an Unternehmen aller Größenordnungen, insbesondere große Handelsunternehmen, E-Commerce-Anbieter und Plattformen

    SalesPower
    • unterstützt bei der Digitalisierung und Optimierung von Zahlungsprozessen

    NordWest Factoring
    • bietet Debitorenmanagement, Mahnwesen und aktive Limitsteuerung, um die Liquidität und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken

    Jedes Unternehmen hat seine eigenen Anforderungen, weswegen sich viele Factoring-Anbieter auf eine Branche spezialisiert haben. Darauf ausgerichtet unterscheiden sich die Leistungen, Vertragsbedingungen und Kosten. Wenn Unternehmen bereits im Vorfeld filtern, können sie sich wertvolle Zeit sparen und diese verstärkt in den Unternehmensalltag investieren.

    Was kostet Non-Recourse Factoring?

    Die Kosten für echtes Factoring variieren je nach Anbieter und Umfang der Dienstleistungen. Typischerweise setzen sie sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen: der Factoringgebühr und den Zinsen für die Vorfinanzierung. Die Factoring-Gebühr, auch Discount-Rate genannt, beträgt im Durchschnitt zwischen 0,5 und 3 Prozent vom Rechnungsbetrag. Sie deckt die Absicherung gegen eventuelle Zahlungsausfälle, die Administration und die Inkassoleistung ab. Zusätzlich fallen Zinsen für die Vorfinanzierung an. Diese werden als Prozentsatz per annum auf den vorfinanzierten Betrag berechnet und variieren je nach Anbieter und Bonität des Unternehmens. Die Factoring-Gebühr ist der Preis, den der Factor für seine Dienstleistungen und die Übernahme des Ausfallrisikos berechnet. Die Zinsen hingegen fallen für die sofortige Auszahlung des Rechnungsbetrags an, bevor der Kunde (Debitor) bezahlt hat. Neben diesen Hauptkosten können weitere Gebühren anfallen, beispielsweise für Bonitätsprüfungen oder Kontoführung. Die genauen Konditionen und Kosten sollten immer individuell mit dem Factoring-Anbieter vereinbart und transparent dargelegt werden.

    Welche Faktoren beeinflussen die Kosten?

    • Umsatz des Unternehmens
    • Bonität des Unternehmens und des Kunden
    • Zahlungsziel
    • weitere Dienstleistungen wie Bonitätsprüfungen oder das Mahnwesen

    Beispielrechnung

    • Rechnungsbetrag: 50.000 Euro
    • Factoring-Gebühr: 2 Prozent → 1.000 Euro
    • Zinsen (30 Tage, 2 Prozent pro Jahr): 82 Euro
    • Gesamtkosten: 1.083 Euro

    Die Entscheidung für eine Factoring-Gesellschaft sollte wohlüberlegt sein, da die Kosten und Konditionen je nach Anbieter stark variieren können. Neben den Gebühren für das Factoring selbst, wie Abschläge auf den Forderungsbetrag oder Servicegebühren, können auch versteckte Kosten anfallen, etwa für Bonitätsprüfungen, Vertragsauflösungen oder die Forderungsabtretung an den Factor. Zudem unterscheiden sich die angebotenen Leistungen hinsichtlich Risikoübernahme, Verwaltung und Flexibilität. Eine gründliche Marktanalyse und professionelle Beratung helfen dabei, einen Anbieter zu finden, der sowohl kosteneffizient als auch auf die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt ist. So lassen sich unerwartete finanzielle Belastungen vermeiden und der Nutzen des Factorings optimal ausschöpfen.

    Welche Rolle spielen Kreditversicherungen? 

    Einige Factoringgesellschaften arbeiten mit Kreditversicherungen zusammen, um das Ausfallrisiko zusätzlich abzusichern. Dadurch wird der Schutz vor Zahlungsausfällen verstärkt, insbesondere bei Forderungen mit höherem Risiko oder in internationalen Geschäften. Kreditversicherungen spielen also beim Factoring eine entscheidende Rolle. Hier sind die Hauptpunkte:

    1. Beim echten Factoring übernimmt der Factor das volle Ausfallrisiko (Delkredererisiko) der angekauften Forderungen. In diesem Fall ist eine zusätzliche Kreditversicherung oft nicht notwendig.
    2. Im Gegensatz dazu übernimmt beim unechten Factoring der Factor das Ausfallrisiko nicht vollständig. Hier kann eine Kreditversicherung als Zusatzabsicherung dienen.
    3. Die am häufigsten verwendete Form der Kreditversicherung im Factoring ist die Warenkreditversicherung. Sie schützt den Kreditgeber vor Ausfällen von Forderungen aus Waren- und Dienstleistungsgeschäften.
    4. Kreditversicherungen bieten nicht nur Schutz vor Zahlungsausfällen, sondern auch weitere Vorteile:
      • Sie führen Bonitätsprüfungen der Kunden durch
      • Sie überwachen kontinuierlich die Kreditwürdigkeit der Geschäftspartner
      • Sie können das Risikomanagement und Inkassoverfahren übernehmen
    5. Für internationale Geschäfte gibt es spezielle Formen wie die Exportkreditgarantie, die zusätzlich politische Risiken im Ausland abdeckt.
    6. Kreditversicherungen können eine Alternative zum Factoring darstellen, wenn es für ein Unternehmen wichtiger ist, Ausfallrisiken zu vermeiden, als sofort über Liquidität zu verfügen.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kreditversicherungen beim Factoring durchaus wichtig sein können, insbesondere wenn zusätzliche Absicherung benötigt wird oder beim unechten Factoring. Sie bieten nicht nur Schutz vor Zahlungsausfällen, sondern auch umfassende Dienstleistungen im Bereich Risikomanagement und Bonitätsprüfung.



    Fazit

    Echtes Factoring stellt eine effektive Lösung dar, um die Liquidität eines Unternehmens zu sichern und gleichzeitig das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren. Besonders für Unternehmen, die mit langen Zahlungszielen arbeiten oder unsichere Debitoren haben, bietet diese Finanzierungsform erhebliche Vorteile. Durch den Verkauf der Forderungen an einen Factor können Unternehmen schneller über finanzielle Mittel verfügen, ohne auf die Zahlungseingänge der Kunden warten zu müssen. Dies stärkt nicht nur die finanzielle Stabilität, sondern ermöglicht auch eine flexiblere Unternehmensführung. Allerdings ist es essenziell, den Factoring-Anbieter sorgfältig auszuwählen und die Vertragskonditionen genau zu prüfen, um versteckte Kosten oder unerwartete Einschränkungen zu vermeiden. Ebenso spielt eine strukturierte Verwaltung der Forderungen eine zentrale Rolle, um das Factoring optimal in den Finanzierungsprozess zu integrieren. Wenn diese Aspekte beachtet werden, kann echtes Factoring zu einer wertvollen strategischen Maßnahme für Unternehmen werden, die ihre Liquidität nachhaltig verbessern und finanzielle Risiken reduzieren möchten.

    Echtes Factoring: Häufig gestellte Fragen 

    Wie schnell erfolgt die Auszahlung?

    Beim echten Factoring erfolgt die Auszahlung in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden, nachdem die Forderung an die Factoring-Gesellschaft verkauft wurde. Manche Anbieter bieten sogar eine Auszahlung am selben Tag an, insbesondere bei bereits etablierten Geschäftsbeziehungen. Der genaue Zeitpunkt kann jedoch von verschiedenen Faktoren abhängen, wie der Bonitätsprüfung des Debitors, der Vertragsgestaltung und den internen Bearbeitungsprozessen des Factors. 

    Ist echtes Factoring auch für kleine Unternehmen geeignet?

    Auch kleine Unternehmen können echtes Factoring nutzen. Es gibt Anbieter, die sich speziell auf kleine und mittelständische Unternehmen konzentrieren, indem sie geringere Mindestumsätze oder vereinfachte Prozesse anbieten.

    Wie beeinflusst Factoring die Kundenbeziehung?

    Factoring kann die Kundenbeziehung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Während der professionelle Umgang des Factors mit Mahnwesen die Beziehung entlasten kann, könnte ein offener Forderungsverkauf bei manchen Kunden als Vertrauensverlust wahrgenommen werden. Stilles Factoring kann hier eine Lösung sein.

    Wie oft können Forderungen über Factoring abgewickelt werden?

    Die Nutzungshäufigkeit hängt von der Vertragsgestaltung ab. In der Regel können Unternehmen kontinuierlich ihre neuen Forderungen einreichen, sodass Factoring flexibel und regelmäßig genutzt werden kann.

    Wie wirkt sich Factoring auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens aus?

    Factoring kann die Wettbewerbsfähigkeit steigern, da Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren können. Eine gesicherte Liquidität sorgt für eine bessere Aushandlung von Einkaufskonditionen oder die Übernahme größerer Aufträge, ohne das Risiko von Zahlungsausfällen tragen zu müssen.

    Über unsere*n Autor*in
    Simone Blaß
    Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.