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Factoring

Factoring: Arten & Ablauf

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 17. Januar 2025
Lesedauer: 7 Minuten
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Factoring ist eine Finanzierungsform, die Unternehmen ermöglicht, ihre Liquidität zu verbessern und ihre Einkaufsfinanzierung effizienter zu gestalten, indem sie Forderungen aus der Debitorenbuchhaltung an einen Factor verkauft. Der Factor übernimmt dabei nicht nur das Ausfallrisiko der Forderungen, sondern auch administrative Aufgaben wie das Mahnwesen, was die internen Prozesse des Unternehmens entlastet. Durch den sofortigen Zufluss von Liquidität kann die Eigenkapitalquote gestärkt werden, da die kurzfristigen Verbindlichkeiten reduziert und das Bilanzbild optimiert werden. Somit bietet Factoring eine flexible und effektive Lösung, um Wachstum zu fördern und die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu sichern. Für die unterschiedlichen Anforderungen und Branchen gibt es verschiedene Factoring-Arten, deren Ablauf sich unterscheidet und über die Sie informiert sein sollten, wenn Sie sich für die Wahl eines Factors beziehungsweise einer Factoringgesellschaft interessieren.

Alles auf einen Blick:

  • Factoring ist der Verkauf von Forderungen an einen Anbieter, um Liquidität und Einkaufsfinanzierung zu sichern. Das Factoringunternehmen übernimmt dabei zunächst einen großen Teil des Rechnungsbetrages. 
  • Der Ablauf umfasst die Rechnungsstellung, den Verkauf der Forderung und die Auszahlung des Betrags abzüglich Gebühren.
  • Es gibt verschiedene Arten von Factoring wie echtes und unechtes Factoring, stilles und offenes Factoring sowie Reverse Factoring.
  • Die Auswahl des richtigen Factoringanbieters hängt von den spezifischen Anforderungen des Factoringkundens ab. 
  • Factoring kann Ihrem Unternehmen steuerliche Vorteile bringen, das allerdings hängt explizit von der Factoringform ab. 

Wie funktioniert Factoring?

Das Grundprinzip besteht darin, dass Factoring die Anforderungen offener Rechnungen übernimmt und diese später beim Kunden einzieht. Je nach Vereinbarung trägt der Factoringanbieter auch das Ausfallrisiko (bei echtem Factoring) und übernimmt oft zusätzliche Dienstleistungen wie das Debitorenmanagement oder das Mahnwesen. Während Unternehmen von einer sofortigen Liquidität profitieren, finanzieren sich die Anbieter wie Factoringgesellschaften über die Gebühren auf die Forderungen.

Wer ist der Factor?

Factor bezeichnet die Factoringgesellschaft oder das Finanzinstitut, das Forderungen von einem Unternehmen (dem Anschlusskunden) kauft. Er zahlt dem Factoringkunden einen Großteil des Forderungsbetrags sofort aus und übernimmt in vielen Fällen zusätzliche Dienstleistungen wie

  • das Forderungsmanagement,
  • die Überwachung von Zahlungseingängen,
  • das Mahnwesen und, beim echten Factoring,
  • auch das Risiko eines Zahlungsausfalls.

Der Factor fungiert also als Käufer der Forderungen und als Dienstleister, der die Liquidität des Unternehmens verbessert und es administrativ entlastet. Der Begriff wird spezifisch im Rahmen des Factoring verwendet und spielt eine zentrale Rolle in der Vertragsbeziehung zwischen dem Unternehmen und der Factoringgesellschaft.

Wie läuft Factoring ab?

Der Prozess folgt einem klaren Ablauf, der sich auch bei den unterschiedlichen Factoringarten ähnelt.

Ablauf des Factorings mit drei Hauptakteuren: Unternehmen (Kreditor), Factoring-Anbieter (Factor) und Käufer (Debitor). Der Prozess umfasst die Übergabe der Forderung an den Factor, die Auszahlung an das Unternehmen, die Bonitätsprüfung des Käufers, die Rechnungsstellung und die Zahlung des Käufers an den Factor.
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  1. Vertragsabschluss: Vereinbarung der Konditionen zwischen Unternehmen und Factoring-Anbieter.
  2. Rechnungsstellung: Das Unternehmen liefert Waren oder erbringt Dienstleistungen und stellt eine Rechnung an den Kunden aus. Gleichzeitig übermittelt es diese Rechnung an den Factoringanbieter.
  3. Prüfung der Forderung: Der Factoring-Anbieter prüft die Bonität des Kunden sowie die Gültigkeit der Rechnung. Diese Prüfung dient dazu, das Risiko des Forderungsausfalls zu bewerten und den Forderungsbetrag zu bestätigen.
  4. Vorauszahlung: Nach der erfolgreichen Prüfung zahlt der Factoringanbieter einen Großteil der Rechnungssumme – in der Regel zwischen 80 und 90 Prozent – sofort an das Unternehmen aus. Dadurch erhält das Unternehmen frühzeitig die benötigte Liquidität.
  5. Einzug der Forderung: Der Factoringanbieter übernimmt die Aufgabe, die Forderung direkt beim Kunden einzuziehen. Je nach Factoring-Art (offen oder still) erhält der Kunde Kenntnis darüber.
  6. Abschlusszahlung: Nach der Rechnungsbegleichung überweist das Factoringunternehmen den Restbetrag, abzüglich der vereinbarten Factoringgebühren, an das Unternehmen.

Gibt es rechtliche Fallstricke beim Abschluss eines Factoringvertrags?

Vor Vertragsabschluss sollten Kundenverträge auf Abtretungsverbote geprüft werden, die den Verkauf von Forderungen an Factoringanbieter untersagen. Dies erfordert entweder eine vorherige Zustimmung der Kunden oder die Wahl einer alternativen Factoring-Art. Auch können versteckte Zusatzkosten, etwa für Bonitätsprüfungen oder Mahnwesen, die tatsächlichen Gebühren erhöhen. Langfristige Vertragsbindungen mit starren Kündigungsfristen sind ein weiteres Risiko, insbesondere bei sich ändernden Geschäftsanforderungen. Weil Factoring-Anbieter Zugriff auf sensible Kundendaten erhalten, muss der Datenschutz nach den aktuellen gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden.



Welche Arten von Factoring gibt es?

Unternehmen haben die Wahl aus einer Vielzahl von Modellen, wobei jede Art von Factoring [LINK zum Artikel Was ist Factoring] ihre spezifischen Stärken und Schwächen hat. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Bedürfnisse sorgfältig analysieren und abwägen, um die passende Lösung zu finden. 

Factoring-HauptformenFactoring-Sonderformen
  • Full-Service-Factoring
  • Inhouse-Factoring
  • Fälligkeitsfactoring
  • Export Factoring
  • Einzelfactoring
  • Fortlaufendes Factoring
  • Ausschnitts-Factoring

Echtes Factoring


Echtes Factoring zeichnet sich durch die Risikoübernahme möglicher Zahlungsausfälle durch den Kunden aus. Sollte der Kunde nicht zahlen, haftet somit nicht das rechnungsstellende Unternehmen. Weitergehend profitiert es von einer gesicherten Liquidität sowie der Abnahme des Forderungsmanagements. 

VorteileNachteile
  • Schutz vor Zahlungsausfällen
  • verbesserte Planbarkeit der Liquidität
  • Entlastung der Buchhaltung>/li<>/ul>
  • höhere Gebühren durch umfassende Absicherung
  • Abhängigkeit vom Anbieter>/li>

Unechtes Factoring

Beim unechten Factoring verbleibt das Ausfallrisiko beim Unternehmen, sodass das Factoringunternehmen lediglich die Vorfinanzierung der Forderungen übernimmt. Gegebenenfalls trägt es noch die Verantwortung für das Forderungsmanagement. Mit dieser Variante sichern vor allem Unternehmen mit bonitätsstarken Kunden ihre Liquidität und können dennoch Kosten sparen. 

VorteileNachteile
  • geringere Gebühren als beim echten Factoring
  • Liquidität bleibt durch Vorfinanzierung gesichert
  • kein Schutz vor Zahlungsausfällen
  • eigenes Forderungsmanagement nötig

Offenes Factoring


Das offene Factoring setzt den Kunden darüber in Kenntnis, dass die Forderung an ein Factoringunternehmen übergeht. Dieses überweist den Betrag direkt an den Anbieter. Der Kunde wird über den Forderungsverkauf informiert, typischerweise durch einen Abtretungsvermerk auf der Rechnung. Die damit geschaffene Transparenz erleichtert administrative Aufgaben, weil eine direkte Kommunikation stattfinden kann.

VorteileNachteile
  • Transparenz in der Abwicklung
  • Vereinfachung der Verwaltung
  • potenziell negatives Kundenverhältnis, aber derzeit schon immer üblicher und damit auch akzeptierter

Stilles Factoring


Im stillen Factoring, das in Deutschland nicht allzu oft vorkommt, bleibt die Abtretung der Forderung vertraulich. Der Kunde erfährt nicht, dass ein Factoring-Anbieter involviert ist, und zahlt wie gewohnt an das Unternehmen. Dies schützt die Geschäftsbeziehung und wahrt die Diskretion. 

VorteileNachteile
  • Diskretion und Schutz der Kundenbeziehung
  • kein Einfluss auf die Wahrnehmung des Kunden
  • höhere Kosten aufgrund erhöhten Risikos
  • Im Falle von Zahlungsausfällen oder Streitigkeiten mit Debitoren kann der Factor nicht direkt intervenieren, da die Abtretung der Forderungen nicht offengelegt wurde; das erschwert die Durchsetzung der Ansprüche

Reverse Factoring

Reverse Factoring wird vom Kunden initiiert, meist einem Großunternehmen, um seinen Lieferanten frühzeitige Zahlungen zu ermöglichen. Der Factoring-Anbieter zahlt den Rechnungsbetrag direkt an den Lieferanten aus, während der Kunde später an den Anbieter zahlt. Dieses Modell verbessert die Beziehungen zwischen Kunden und Lieferanten, trägt aber zu einer komplizierten Ablaufstruktur für den Kunden bei.

VorteileNachteile
  • Stärkung der Lieferantenbeziehungen
  • schnellere Liquidität für Lieferanten
  • komplexere Prozessintegration
  • höherer administrativer Aufwand

Full-Service-Factoring

Beim Full-Service-Factoring übernimmt der Anbieter nicht nur die Finanzierung, sondern auch das vollständige Debitorenmanagement. Dazu gehören die Bonitätsprüfung der Kunden, das Mahnwesen und die Verwaltung der Forderungen. Diese umfassende Dienstleistung entlastet das Unternehmen und sorgt für eine professionelle Abwicklung der Zahlungsprozesse.

VorteileNachteile
  • vollständige Entlastung der Buchhaltung und des Forderungsmanagements
  • professionelle Betreuung durch erfahrene Anbieter
  • im Vergleich höhere Kosten Abhängigkeit vom Anbieter

Inhouse-Factoring

Beim Inhouse-Factoring verbleibt das Debitorenmanagement im Unternehmen, während der Anbieter lediglich die Finanzierung übernimmt. Diese Form des Factorings eignet sich besonders für Unternehmen, die ihre Kundendaten vertraulich halten möchten oder bereits über ein gut funktionierendes Forderungsmanagement verfügen.

VorteileNachteile
  • geringere Kosten durch die Auslagerung der Finanzierung&nbsp
  • Kontrolle über das Forderungsmanagement bleibt beim Unternehmen
  • zusätzlicher Verwaltungsaufwand im Unternehmen kein Entlastungseffekt für das Forderungsmanagement

Fälligkeitsfactoring

Beim Fälligkeitsfactoring übernimmt der Anbieter das Risiko- und Debitorenmanagement, zahlt die Forderung jedoch erst nach Ablauf des Zahlungsziels an das Unternehmen aus. Diese Form wird oft von Unternehmen genutzt, die primär an einer Absicherung gegen Forderungsausfälle interessiert sind, weniger an einer sofortigen Liquidität.

VorteileNachteile
  • Absicherung gegen Forderungsausfälle
  • kein sofortiger Gebührenabzug, da keine Vorfinanzierung erfolgt
  • kein Vorteil für die kurzfristige Liquiditätsplanung
  • Gebühren fallen trotzdem an, obwohl keine Vorfinanzierung stattfindet

Export Factoring

Export Factoring ist speziell für international tätige Unternehmen konzipiert. Der Anbieter übernimmt dabei nicht nur die Finanzierung, sondern auch Risiken wie Währungs- und Länderrisiken. Zusätzlich unterstützt er oft bei der Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen im Ausland und bietet Bonitätsprüfungen für ausländische Kunden an.

VorteileNachteile
  • Absicherung gegen Zahlungsausfälle im Ausland
  • Unterstützung bei rechtlichen und sprachlichen Barrieren
  • höhere Gebühren durch komplexere Abwicklung
  • Anbieter mit spezifischem Know-how erforderlich

Einzelfactoring

Beim Einzelfactoring verkauft das Unternehmen einzelne Forderungen an eine Factoringgesellschaft, anstatt laufend alle Forderungen abzutreten. Diese Art eignet sich besonders für Unternehmen mit sporadischem Liquiditätsbedarf oder zur Finanzierung von Großprojekten. Sie ist meist nur bei höheren Rechnungsbeträgen wirtschaftlich sinnvoll.

VorteileNachteile
  • flexible Nutzung ohne langfristige Bindung
  • ideal für einmalige oder saisonale Liquiditätsengpässe
  • in der Regel höhere Gebühren als bei fortlaufendem Factoring kein kontinuierlicher Liquiditätsstrom

Fortlaufendes Factoring

Fortlaufendes Factoring ist ein kontinuierliches Modell, bei dem alle Forderungen eines Unternehmens regelmäßig an das Factoringunternehmen verkauft werden. Dies sorgt für einen stetigen Liquiditätsstrom und erleichtert die langfristige Finanzplanung.

VorteileNachteile
  • regelmäßige Liquiditätszufuhr
  • vereinfachte Buchhaltung durch standardisierte Abläufe
  • Vertragsbindung kann bei unvorhergesehenen Geschäftsänderungen unflexibel sein
  • Anbieter fordert oft ein Mindestvolumen

Ausschnitts-Factoring

Das Ausschnitts-Factoring ermöglicht Unternehmen, nur einen Teil ihrer Forderungen an den Anbieter abzutreten. Diese Methode wird häufig genutzt, um spezifische Kunden oder Projekte auszulagern, während andere Forderungen intern verwaltet werden.

VorteileNachteile
  • hohe Flexibilität durch individuelle Auswahl der Forderungen
  • Kosteneinsparung im Vergleich zum Full-Service-Factoring
  • geringere Entlastung, da viele Forderungen weiterhin intern verwaltet werden müssen
  • administrativer Mehraufwand bei der Abgrenzung der Forderungen


Die Factoring-Arten im Vergleich 

Jedes Factoring-Modell orientiert sich an spezifischen Unternehmensbedürfnissen. Welches am besten passt, hängt von Faktoren wie Risikomanagement, Kundenbeziehung und administrativen Aufwand ab. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick und erleichtert Ihnen die Wahl des richtigen Modells.

Hauptformen des Factoring im Vergleich

VergleichskriterienEchtes FactoringUnechtes FactoringOffenes FactoringStilles FactoringReverse Factoring
Beschreibungübernimmt das Ausfallrisikoübernimmt nur Vorfinanzierunginformiert den Kunden über Forderungsverkaufbleibt vertraulichinitiiert Factoring für Lieferanten
Einsatz beirisikoreichen Zahlungen und Liquiditätsbedarfbonitätsstarken KundenUnternehmen ohne Diskretionsbedarfsensiblen KundenbeziehungenGroßunternehmen mit Fokus auf Lieferanten
Einfluss auf Kundenneutral bis positivgeringpotenziell negativneutral bis positivsehr positiv

Sonderformen des Factoring im Vergleich

VergleichskriterienFull-Service-
Factoring
Inhouse-
Factoring
Ausschnitts-
Factoring
FälligkeitsfactoringEinzel-
factoring
Fortlaufendes FactoringExport Factoring
Beschreibungübernimmt Finanzierung und vollständiges ForderungsmanagementFinanzierung bleibt extern, Forderungsmanagement internnur ausgewählte Forderungen werden an den Anbieter abgetretenzahlt erst nach Ablauf des ZahlungszielsVerkauf einzelner Rechnungen für kurzfristige Liquiditätregelmäßiger Forderungsverkauf für kontinuierliche LiquiditätFinanzierung und Absicherung von Forderungen im internationalen Handel
Einsatz beihohem Verwaltungsaufwandstarker interner VerwaltungProjekten oder Kunden mit spezifischen Anforderungengeringen, kurzfristigen Liquiditätsbedürfnissensporadischem Finanzierungsbedarfgleichmäßigem LiquiditätsbedarfExportgeschäften mit hohen Risiken durch Währungs- und Länderunsicherheiten
Einfluss auf Kundenneutral bis positivkein Einflussneutralneutralgering bis neutralpositivneutral bis positiv (Absicherung verbessert)
geeignet fürmittelständische UnternehmenUnternehmen mit etablierten BuchhaltungsprozessenUnternehmen, die gezielt Forderungen auslagern möchtenUnternehmen mit geringem LiquiditätsdruckStart-ups oder kleine Unternehmen mit kurzfristigen Finanzierungsbedarfenlangfristigen, stabilen Umsatz und regelmäßige ZahlungsflüsseUnternehmen mit internationalen Geschäftsbeziehungen

Welche Factoringart wird in Deutschland am häufigsten verwendet?

In Deutschland ist das echte Factoring die am häufigsten verwendete Form. Diese Variante bietet Firmen den Vorteil, dass das Ausfallrisiko der Forderungen vollständig an das Factoringunternehmen übertragen wird, was eine stabile Finanzplanung ermöglicht. Besonders mittelständische Unternehmen schätzen diese Sicherheit, da sie sich nicht um Zahlungsausfälle sorgen müssen und gleichzeitig ihre Liquidität sofort verbessern können. Die Transparenz beim echten Factoring wird oft mit dem offenen Factoring kombiniert, wo die Debitoren über den Verkauf der Forderungen informiert werden. Dies vereinfacht das Debitorenmanagement und erleichtert die Abwicklung der Zahlungen.

Gibt es steuerliche Vorteile bei der Nutzung von Factoring?

Factoring kann in der Tat steuerliche Vorteile bieten, jedoch nicht primär durch das Verschwinden von Forderungen aus der Bilanz. Die tatsächlichen steuerlichen Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Gewerbesteuervorteile: Durch den Abbau von Dauerschulden kann Factoring die Gewerbesteuerbelastung reduzieren. Ein ständig überzogenes Geschäftskonto erhöht die Gewerbesteuer, da die Hälfte der Zinsen als Gewinn zählt und den Gewerbeertrag erhöht. Allerdings ist der Bezug zwischen Factoring und Gewerbesteuer nicht immer direkt und hängt von der individuellen Unternehmenssituation ab.
  2. Betriebsausgaben: Die Factoringgebühren können als Betriebsausgaben steuerlich geltend gemacht werden.
  3. Bilanzverkürzung: Factoring führt zu einer Bilanzverkürzung, was die Eigenkapitalquote verbessern kann. Dies hat zwar keinen direkten steuerlichen Effekt, kann aber zu einer besseren Bewertung durch Kreditinstitute führen.
  4. Umsatzsteuer: Auch auf Umsatzsteuer und Vorsteuerabzug kann sich das Factoring auswirken – abhängig davon, um welche Factoringform es sich handelt. 

Es ist wichtig zu beachten, dass die steuerlichen Auswirkungen von der Art des Factorings (echt oder unecht) abhängen können und dass eine individuelle steuerliche Beratung empfehlenswert ist. Lassen Sie sich im Vorfeld am besten gut beraten, um steuerlich von allen Vorteilen profitieren zu können. 



Wie finde ich als Factoringkunden die richtige Factoring-Art?

  1. Analyse der Unternehmensanforderungen
  2. Bewertung der Cashflow-Anforderungen
  3. branchenspezifische Anforderungen berücksichtigen
  4. Kosten und Gebühren vergleichen
  5. rechtliche Rahmenbedingungen prüfen
  6. Anbieter vergleichen
  7. Testphase vereinbaren

Orientierungshilfe: passende Factoring-Art finden

KriteriumBedürfnissemögliche Factoring-Arten
ZahlungsausfallrisikoMinimierung von ForderungsausfällenEchtes Factoring Unechtes Factoring Fälligkeitsfactoring
KontrollwunschForderungsmanagement im Unternehmen behaltenInhouse Factoring
 Forderungsmanagement vollständig auslagernFull-Service-Factoring
KundensensibilitätDiskretion und Wahrung der KundenbeziehungStilles Factoring
 Transparenz gegenüber KundenOffenes Factoring
Cashflow-Bedarfregelmäßiger LiquiditätsbedarfFortlaufendes Factoring Einzelfactoring
 einmalige oder sporadische LiquiditätsbedarfeEinzelfactoring
BranchenspezifikationenInternationales Geschäft und Absicherung gegen WährungsrisikenExport Factoring
 Stärkung von LieferantenbeziehungenReverse Factoring
Flexibilitätnur gezielte Forderungen auslagernAusschnitts-Factoring Einzelfactoring
Kosten und GebührenReduzierung von Factoring-Kostenalle Factoring-Arten mit Fokus auf Gebührentransparenz
rechtliche RahmenbedingungenVermeidung von Konflikten mit AbtretungsverbotenStilles Factoring Offenes Factoring
AnbieterleistungenIntegration von Zusatzdiensten wie Bonitätsprüfung und InkassoFull-Service-Factoring Teilfactoring Export Factoring
Testphasekurzfristiges Ausprobieren der Eignungalle Factoring-Arten

Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Flexibilität der Factoring-Art prüfen: Achten Sie auf das Angebot flexibler Modelle wie Ausschnitts-Factoring oder Einzelfactoring, die sich an Ihre Geschäftsanforderungen anpassen lassen.
  2. Kombination mit anderen Finanzierungsmodellen: Überprüfen Sie, ob das von Ihnen gewählte Factoring sich effektiv mit anderen Finanzierungsinstrumenten wie Betriebsmittelkrediten kombiniert lässt.
  3. Technologie des Anbieters bewerten: Moderne Factoring-Anbieter nutzen KI und Automatisierung für Bonitätsprüfungen und Datenanalysen, um Effizienz und Sicherheit zu gewährleisten.
  4. rechtliche Anpassungsfähigkeit des Anbieters: In internationalen Geschäften können sich rechtliche Rahmenbedingungen ändern. Wählen Sie einen Anbieter, der Erfahrung in der Anpassung an verschiedene Länderregulierungen hat.
  5. Reputationsrisiken durch Anbieterwahl: Der Ruf des Anbieters kann auf Ihr Unternehmen abfärben. 

Fazit

Factoring bietet nicht nur Liquidität, sondern auch Entlastung im Forderungsmanagement und erhöht die finanzielle Planungssicherheit. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen profitieren von dem sofortigen Geldfluss, während spezialisierte Modelle wie Export Factoring oder Reverse Factoring globale Geschäftsbeziehungen stärken. Vor Vertragsabschluss sollten rechtliche Rahmenbedingungen und Kosten geprüft sowie die Auswirkungen auf Kundenbeziehungen bedacht werden. Mit einem passenden Anbieter wird Factoring zu einer flexiblen Lösung, die finanzielle Stabilität und langfristige Vorteile schafft.



Factoringarten: Häufig gestellte Fragen

Kann Factoring auch in Krisenzeiten sinnvoll sein?

Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist Factoring eine effektive Möglichkeit, die Liquidität zu sichern und finanzielle Stabilität zu wahren. Die Factoringunternehmen ermöglichen es den Firmen, Zahlungsausfälle zu vermeiden und sofortige Mittel für den Geschäftsbetrieb bereitzustellen.

Wie beeinflusst Factoring die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens?

Weil Forderungen nicht mehr als offene Posten in der Bilanz geführt werden, steigt die Eigenkapitalquote, was die Bonität stärkt.

Welche Alternativen gibt es zum Factoring?

Alternativen sind beispielsweise Betriebsmittelkredite, Lieferantenkredite oder der Einsatz von Forderungsmanagement-Software, die Unternehmen bei der Optimierung ihres Zahlungsverkehrs unterstützen können. 

Wie lange dauert es, bis ein Factoring-Vertrag aktiv wird?

Die Implementierung eines Factoring-Vertrags bei einer Factoringgesellschaft dauert in der Regel ein bis vier Wochen, je nach Komplexität des Vertrags und der Bonitätsprüfung der Kunden.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.