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Investmentfonds

Schiff ahoi! Was bei einer Investition von Schiffsfonds zu beachten ist

Finanzberater.net Team
Verfasst von Finanzberater.net Team
Zuletzt aktualisiert: 24. Februar 2021
Lesedauer: 9 Minuten

Bei einem Schiffsfonds handelt es sich um eine Geldanlage, die in den Bau oder Kauf von Schiffen investiert wird. Die Investoren können mit dem Schiffsbetrieb Geld verdienen – oder ihr Kapital verlieren. Mehr zum Thema Schiffsfonds erfahren Sie auf Finanzberater.net!

Nahaufnahme eines Containerschiffs im Sonnenuntergang – Symbolbild für Schiffsfonds als Kapitalanlage in der maritimen Wirtschaft.
Ein Schiffsfonds zahlt sich bei erfolgreichem Schiffsbetrieb nach mehreren Jahren aus! © kliempictures / pixabay.com

Was ist ein Investmentfonds beziehungsweise ein Schiffsfonds? 95% des weltweiten Warentransports erfolgt über die Weltmeere. Da kann eine Geldanlage in Schiffsfonds nur Gewinn erbringen – oder? Wie risikoreich ist eine Investition in Schiffsfonds? Wer bewacht das Geld? Nach welchen Kriterien wird investiert? Was ist bei der Investition zu beachten? Dieses und vieles mehr erfahren Sie auf Finanzberater.net!

Schiffsfonds – Was ist das?

Investmentfonds sind Kapitalanlagen, die monatlich oder einmalig von einer Gruppe von Anlegern in einen Fonds investiert werden. Dieser ist eine eigenständige Kapitalanlagegesellschaft (KAG). Ein Fondsmanager wird von der KAG beauftragt das Kapital der Investoren geschickt zu verwalten. Ein bei der Recherche nach guten Anlagen unterstützendes Team hilft ihm dabei in die richtigen Anlageklassen zu investieren. Dabei wird die Anlageklasse danach differenziert, um welchen Fondstypen es sich handelt und an welche Richtlinien sich der Fondsmanager zu halten hat. Fonds sind somit eine ideale Anlage für die Altersvorsorge. Durch Vergleiche lässt sich ein geeigneter Sparplan finden.

Bei einem Schiffsfonds handelt es sich um einen geschlossenen Fonds, der sich dadurch auszeichnet, dass die Investoren ohne Zeit- und Betragsbegrenzung ihre Geldanlage einzahlen können. Mit der Geldanlage beteiligt sich der Investor am Kauf eines gebrauchten Schiffs, an einem neuen Schiffsbau oder am Betrieb und wird damit zum Miteigentümer des jeweiligen Schiffes, der Fondsanteile erhält.

Vertragsinhalte eines Schiffsfonds

Für welche Schiffe kann ein Schiffsfonds gekauft werden?

Frachter, die für die Hochsee geeignet sind, sowie Flussschifffahrts-Dampfer gehören zu den anbietenden Initiatoren des Schiffsfonds. In den meisten Fällen legen die Investoren ihr Geld an Containerschiffen (Container Carrier), Massengut-Frachtern (Bulker), Fahrzeugtransport-Schiffen (Car Carrier), Mehrzweck-Schiffen (Multi-Purpose Ships) oder Tankern (Tankships) an. Eine Flotte verschiedenartiger oder gleicher Schiffe, ein auf Reisebasis beschäftigtes Einzelschiff mit mittel- oder langfristigem Chartervertrag und Dachfonds gehören zu den gängigsten Fondskonzeptionen.

Was ist ein Chartervertrag?

Die Fondsgesellschaft schließt über mehrere Jahre einen sogenannten Chartervertrag ab. Dieser Vertrag ist ein Vertrag des Frachtführers (Verfrachter beziehungsweise Reederei) mit dem Absender (ein oder mehrere Befrachter) über das Befördern von Gütern. Das heißt, dass das Schiff gechartert beziehungsweise gemietet wird. Der Chartervertrag kann sich auf das Schiff im Ganzen (Vollcharter), auf einen verhältnismäßigen Teil (Teilcharter) oder auf einen bestimmten Raum des Frachters (Raumcharter) beziehen. Die meisten Fondsgesellschaften schließen Charterverträge auf eine bestimmte Zeit ab (Zeitcharter) und verkaufen das Eigentum zum Ablauf der Fondslaufzeit. Die Gewinnerträge, die in der Vertragslaufzeit erbracht wurden, werden an die vorhandenen Kommanditisten aufgeteilt.

Wer sind die Kommanditisten?

Investoren werden im Handelsregister als Kommanditisten eingetragen. Sie leisten lediglich einen finanziellen Beitrag in Form einer Geldanlage und haben laut § 164 des Handelsgesetzbuches (HGB) nichts mit der Geschäftsführung zu tun:

Die Kommanditisten sind von der Führung der Geschäfte der Gesellschaft ausgeschlossen; sie können einer Handlung der persönlich haftenden Gesellschafter nicht widersprechen, es sei denn, daß die Handlung über den gewöhnlichen Betrieb des Handelsgewerbes der Gesellschaft hinausgeht.

Branchenfremde Anleger haften im Falle eines Verlusts nur mit Ihrem eingezahlten Kapital. Dieses Kapital ist in dem Handelsregister eingetragen. Der Kommanditist bleibt theoretisch gesehen so reich wie er ist.

ACHTUNG:
Ein Kommanditist darf nach § 164 des Handelsgesetzbuches kein Geschäft führen und dieses auch nicht vertreten (§ 170 HGB).

Vor einigen Jahren mussten Anleger selbst einen Käufer finden, um ihre Anteile an geschlossene Fonds zu veräußern. Doch mittlerweile können Verkäufer mithilfe des Zweitmarkts eine schnelle Veräußerung ihres Anteils ermöglichen. Bei diesem Zweitmarkt werden die Anteile der Kommanditgesellschaft an vorhandenen Schiffsfonds gehandelt.

Was passiert mit dem gekauften Schiffsfonds?

Die Geldanlage des Investors für den Schiffsfonds ist an der Fondsgesellschaft für zehn bis 25 Jahren gebunden. Wenn die vorab definierte Summe zur Verfügung steht, dann schließt der Fonds. Nach diesem Zeitpunkt kann der Investor auf hohe Renditen hoffen oder riskiert einen möglichen Verlust seiner Geldanlage.

Wie wird ein Gewinn ermittelt?

Mithilfe einer Steuervergünstigung, der sogenannten Tonnagesteuer, die zur Förderung der internationalen Seeschifffahrt eingeführt wurde, kann der Gewinn für den Schiffsfonds ermittelt werden. Ab Januar 1999 werden Schiffe nicht nach ihrem Betriebserfolg besteuert, sondern mit einer aus der Tonnage ableitenden Pauschalsteuer belegt. Das heißt, dass der Gewinn nach der Größe des Schiffes (Nettoraumzahl) statt des tatsächlichen Gewinns beziehungsweise Verlustes ermittelt wird. Der nach der Tonnagesteuer ermittelte Gewinn fällt für gewöhnlich kleiner aus als der tatsächliche Gewinn.

ÜBRIGENS:
Die Berechnung des Gewinns von Schiffsfonds nach (der nicht wechselbaren Weise) der Tonnagesteuer ist für zehn Jahre festgeschrieben.

Sicherheitsmaßnahmen für die Geldanlage

Welche Schutzvorkehrungen gibt es beim Kauf eines Schiffsfonds?

Da Schiffsfonds zu den geschlossenen Fonds gehören, gelten sie wie andere geschlossene Fonds seit dem 1. Juni 2012 als Finanzinstrumente, die dem Wertpapierhandels- und dem Kreditwesengesetz (WpHG und KWG) unterliegen. Das heißt, dass Schiffsfonds in Risikoklassen eingeteilt werden müssen. Zudem kommen für Bankberater und für gebundene Vermittler beim Verkauf eines Schiffsfonds weitere strengere Regeln und Anforderungen bei der Beratung und Information der Kunden sowie der Dokumentation hinzu. Diese seit 2012 geltenden Vertriebsregelungen sollen einen mit dem regulierten Kapitalmarkt vergleichbaren Rechtsrahmen geben, sodass die Anleger von geschlossenen Fonds beziehungsweise von Schiffsfonds bei der Beratung dieselben Sicherheitsmaßnahmen erhalten wie Investoren einer Aktie oder Anleihe.

Wer überwacht die Geldanlage?

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überprüft formal den Prospekt des Schiffsfonds auf Vollständigkeit und muss feste Regeln des Marktes berücksichtigen. Eine feste Laufzeit muss gegeben sein, in der eine Rendite prognostiziert wird, welche während der Schiffsbeteiligung erworben werden kann.

ACHTUNG:
Seit der Einführung der Prospektierungspflicht im Jahr 2015 sind Prognoserechnungen mit Einreichung bei der BaFin vor der Publikation gesetzlich vorgeschrieben. Wie diese Prognose konzeptioniert ist und um welches zu investierende Objekt es sich handelt ist gesetzlich nicht vorgeschrieben.

Aufgrund eines möglichen Kapitalverlusts musste die Prüfung für geschlossene Fonds durch die BaFin erweitert werden, um Schutzmaßnahmen wie bei anderen Anlagen gewährleisten zu können. Diese Vorkehrungen das Risiko eines Kapitalverlusts zu mindern wurde mithilfe einer Durchführung von materieller Kohärenz- und Verständlichkeitsprüfung erweitert.

Kohärenz- und Verständlichkeitsprüfung

Ist das Prospekt nicht verständlich oder widersprüchlich, wird ihn die BaFin nicht billigen. Vor der Erweiterung dieser Regelung wurde die Veröffentlichung des Prospekts dennoch gestattet. Vor dem Verkauf eines Schiffsfonds müssen die Berater in den Banken ermitteln, ob eine Geldanlage im Schiffsfonds für den Kunden geeignet ist beziehungsweise wie hoch diese Kapitalsumme sein darf. Der Kunde muss im Vorfeld über die Anlageziele, -strategien und den -horizont sowie die Risikotragfähigkeit informiert werden. Der Kunde muss gemeinsam mit dem Berater feststellen, ob die unternehmerische Beteiligung an einem Schiffsfonds mit all ihren risikoreichen Konsequenzen zu ihm passt. Gegebenenfalls kann der zukünftigen Privatanleger eine zweite Meinung eines Finanzberaters einholen.

UNSER TIPP:
Achten Sie als Privatanleger darauf, dass Sie vor der Investition professionell beraten werden, indem Sie nicht nur nach Ihren Erfahrungen und Anlagezielen befragt, sondern auch Ihre finanziellen Verhältnisse ermittelt werden.

Im Beratungsprozess wird nach der Kunde nach seinen Anlagezielen befragt, seine finanziellen Verhältnisse werden ermittelt und wichtige Aspekte des Beteiligungsangebots werden erläutert. Hinzukommt, dass der zukünftige Investor über die Höhe der Vergütung der Bank, die Risiken und die mangelnde Ersetzbarkeit der Anlage informiert werden muss.

Wodurch zeichnet sich ein guter Schiffsfonds aus?

Um zu ermitteln, ob die Investition in einen Schiffsfond auf solider Grundlage steht, können unter anderem folgende Punkte dabei hilfreich sein:

  • langjährige und durch Leistungsbilanz belegbare Erfahrungen des Reeders
  • finanzielle Eigenbeteiligung des Reeders
  • guter Einstandspreis des Schiffes
  • marktgerechtes, qualitatives Schiff
  • realistische Schiffsbetriebskosten
  • realistisch prognostizierter Verkaufserlös für den jeweiligen Schiffstypen

Die genannten Punkte erscheinen nachvollziehbar, sind jedoch für einen unerfahrenen Investor schwierig zu bewerten. Deshalb kann ein professioneller Finanzberater mit den nötigen Marktkenntnissen und Erfahrungen dabei helfen sich richtig zu entscheiden.

Die Krise um die Schiffsfonds

Im September 2008 kollabierte die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers, was dazu führte, dass die Wirtschaftslage geschwächt wurde. Darunter litt der Schiffsverkehr erheblich. Immer mehr Schiffe melden aufgrund gescheiterter Sanierungskonzepte oder wegen des Drucks der Banken auf die Fondsgesellschaften den Kredit zurückzuzahlen Insolvenz an. Wenn ein Schiffsfonds Insolvenz anmeldet, ist ein kompletter Kapitalverlust des Anlegers kaum zu vermeiden.

Was passiert bei fehlerhafter Beratung?

Der Kunde hat bei einer fehlerhaften Anlageberatung einen vertraglich und gesetzlich festgelegten Anspruch auf Schadensersatz (§ 242 im Bürgerlichen Gesetzbuch):

Der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.

Über 30 Jahre hinweg verliefen die Schiffsfonds störungsfrei, wodurch es wenige Beispiele gibt wie Urteile bei einem Schadensersatz gefällt worden sind.
Doch einige aktuelle Urteile, wie das des Landgerichts Traunsteins und Heilbronns, zeigen, dass Anleger die volle Summe ihrer Kapitalanlage von der Bank erstattet bekommen.

Fazit

Ein Schiffsfonds ist ein geschlossener Fonds bei dem Sie als Investor mithilfe Ihrer Geldanlage den Bau oder Kauf eines Schiffes finanziell fördern. Der hohe Geldeinsatz kann sich bei einem erfolgreichen Schiffsbetrieb nach mindestens zehn Jahren mit einem fast doppelten Gewinn auszahlen. Wenn Sie jedoch investieren möchten, gehen Sie ein hoch unternehmerisches Risiko ein, welches zum Verlust Ihrer Kapitalanlage führen kann. Informieren Sie sich deshalb im Voraus wie sinnvoll eine Investition in einen Schiffsfonds auf Grundlage Ihrer finanziellen Situation ist.

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