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Kapitalanlage

Talsohle erreicht? – Möglichkeiten für Kreditnehmer bei niedrigem Zinsniveau

Finanzberater.net Team
Verfasst von Finanzberater.net Team
Zuletzt aktualisiert: 04. November 2019
Lesedauer: 4 Minuten

Nachdem die Fed, die US-Notenbank, die Leitzinsen Mitte Dezember 2015 nach mehreren Jahren wieder minimal angehoben hat, diskutieren Ökonomen und Spekulanten seit den Börsenwirren zu Jahresbeginn, ob die Zinsen weiter steigen und eventuell zu hoher Inflation führen werden. Zumindest in Hinblick auf die Eurozone ist dies besonders fraglich: Die Europäische Zentralbank hat den Zinssatz erst im März auf 0,0 Prozent gesenkt hat. Ein eher symbolischer als folgenschwerer Akt, der dennoch Vorteile bietet.

Niedringszins gut für Kreditnehmer

Mit verschiedenen drastischen Maßnahmen, nicht nur der Senkung der Leitzinsen auf 0,0 Prozent, zielt die EZB darauf ab, die Wirtschaft im Euroland zu stärken.© MichaelM, Pixabay.com – (CC0 1.0)

Die EZB kauft im Zuge ihrer Zinspolitik darüber hinaus seit Kurzem in verstärktem Maße Staatsanleihen und Anleihen privater Unternehmen, um die Wirtschaft anzukurbeln und den Inflationswert zu stabilisieren. Das Volumen ihrer Anleihen pro Monat beträgt momentan 80 Milliarden Euro. Das Ziel, den Inflationsrichtwert von knapp zwei Prozent zu erreichen, ist jedenfalls in weiter Ferne. Finanzexperten, darunter selbst EZB-Präsident Mario Draghi, befürchten auch aufgrund der momentanen Euro-Stärke jedenfalls die weitere Entwicklung in die andere Richtung – eine Deflation.

Chancen für Kreditnehmer – und die Wirtschaft

Die europäische Wirtschaft stärken zu wollen, äußert sich zudem darin, dass die Europäische Zentralbank den Einlagenzinssatz auf minus 0,4 Prozent gesenkt hat.
Das bedeutet, dass die Banken für ihr überschüssiges Geld, welches sie bei der EZB anlegen, keine Zinsen bekommen, sondern einen „Strafzins“ von 0,4 Prozent zahlen müssen. Dadurch sollen Banken dazu angeregt werden, überschüssiges Geld nicht bei der EZB anzulegen, sondern in Form von Krediten an ihre Kunden zu verleihen. So soll mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangen und diese dadurch gestärkt werden. Der Leitzins, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, ist zudem auf 0 Prozent gesenkt worden.
Da sich die Kreditvergabe der Privatbanken an der eigenen Kreditaufnahme bei der Europäischen Zentralbank orientiert, führt dies – in dieser Zeit niedrigsten Zinsniveaus – auch bei ihnen zu außergewöhnlichen Geschäften. So ist in den letzten Monaten immer häufiger die Rede von Ratenkrediten zur Null-Prozent-Finanzierung – kurz gesagt von zinslosen Krediten –, die meist jedoch nur Neukunden angeboten werden. Kreditnehmer sind durch die Aufnahme eines solchen Kredits in der Lage, je nach Summe bis zu mehrere tausend Euro zu sparen.

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Rechtzeitig umschulden und sparen

Das seit Langem rekordverdächtig niedrige Zinsniveau bietet sich unter anderem auch Immobilienkäufern an, da auch die Bauzinsen in den kommenden Monaten schwerlich wieder steigen werden. Verschiedene Finanzexperten raten Bauherren aufgrund der mittelfristig nur steigen könnenden Zinsen dazu, diese im Vertrag nicht auf zehn, sondern – trotz Aufschlag – mindestens 15 Jahre festzuschreiben und dabei möglichst hohe Tilgungsbeträge zu vereinbaren. Allerdings bleibt zu vermerken, dass die Preise für Immobilien vielerorts, besonders aber in den Großstädten gestiegen sind. Das liegt an der zurzeit besonders lukrativen Kreditsituation. Die Suche nach geeignetem Wohn- oder Gewerberaum und dessen Finanzierung kann von daher in vielen Fällen trotz minimaler Zinssätze erschwert sein.

Andererseits können die (Leit-)Zinsen auch Schuldnern bei bereits laufenden Ratenzahlungen zugutekommen. Da deren ältere Kredite meist einem weitaus höheren Zinssatz unterliegen als die aktuellen Angebote der Banken, sollten entsprechende Kreditnehmer erwägen, eine Umschuldung vorzunehmen. Dies gilt umso mehr, wenn mehrere Kredite parallel abzuzahlen sind. Der Überblick über die monatlichen Belastungen gestaltet sich bei der Umschuldung auf einen einzelnen neuen Kredit als einfacher zu behalten. Das Risiko sinkt, das Konto zu überziehen und den teuren Dispokredit in Anspruch nehmen zu müssen oder gar zahlungsunfähig zu bleiben, was zu einer – zwangshalber – eingeleiteten Umschuldung führen würde.
Wann eine Umschuldung im Detail sinnvoll ist und wie die Zusammenfassung alter Kredite vonstattengeht, lässt sich auf dieser Seite in Erfahrung bringen.

Zinserhöhung ausstehend

Eine weitere Zinserhöhung durch die US-amerikanische Notenbank noch im April oder im Mai ist äußerst unwahrscheinlich. Viele Volkswirte erwarten dies jedoch für die Jahresmitte. Für das Jahresende 2016 rechnen sie sogar mit einer Steigerung der Leitzinsen auf bis zu ein Prozent. Die Fed-Chefin Janet Yellen hat nach der Erhöhung Ende 2015 aber erst einmal zurückgerudert. Sie sieht zwar ebenfalls eine erneute Anhebung voraus, jedoch erst „irgendwann und sehr langsam“. Yellen werde nur mit höchster Vorsicht walten, da die weltweiten ökonomischen Rahmenbedingungen ihrer Meinung nach weniger vielversprechend geworden seien, als sie Ende 2015 waren.

Fazit

Die nahezu global niedrigen, miteinander in Verbindung stehenden Leitzinsen dürften somit auch Sparer bzw. Kreditnehmer im Euroland bis auf Weiteres besonders ärgern bzw. stimulieren – mögen deutsche private Banken auch davon ausgehen, dass die Zinspolitik der Fed keine direkten Auswirkungen auf deren deutsche Bankgeschäfte hat.

 

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