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Die ethische Geldanlage und Öko-Banken – lassen sich Umweltschutz und Finanzen vereinen?

Finanzberater.net Team
Verfasst von Finanzberater.net Team
Zuletzt aktualisiert: 04. November 2019
Lesedauer: 5 Minuten

Mit ethischen Geldanlagen soll das oft kritisierte, konventionelle Bankenmodell nachhaltiger und ökologischer gestaltet werden. Inwiefern dieses Konzept in Deutschland umgesetzt wird und was eine ethische Geldanlage ausmacht, erfahren Sie bei Finanzberater.net!

Eine ethische Geldanlage soll sowohl die wirtschaftlichen als auch die ethischen Interessen der Kunden vertreten. Diese Interessensvertretung erfolgt mittlerweile über eigens gegründete Banken, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine ökologisch vertretbare Finanzwirtschaft umzusetzen – ein aufkommender Trend, der allerdings mit einigen Problemen zu kämpfen hat.

Der Trend zur ethischen Geldanlage

Der Trend geht auch in Deutschland immer deutlicher zu einer Finanzpolitik, die weder der Umwelt schadet noch Menschenrechte verletzt: Mit der ethischen Gelanlage sollen Banken das angelegte Geld nutzen, um unter moralischen Gesichtspunkten korrekt zu handeln. Seit dem Jahr 2005 haben sich die Geldmittelbestände aus diesen Fonds mehr als verzehnfacht – im Jahr 2015 ist die Summe alleine im deutschsprachigen Raum auf über 63 Milliarden Euro gestiegen. Dieses Konzept befindet sich in stetigem Wachstum, allerdings gibt es nach wie vor wenige Deutsche aus der bürgerlichen Schicht, die ihr Geld so anlegen: Nur zirka 15 % der Anleger sind privat, obwohl fast 70 % der befragten Bankkunden angaben, eine solche Geldanlage als sinnvoll anzusehen. Der größte Teil der Anlieger stammt nach wie vor aus dem institutionellen Bereich, in Deutschland wurden knapp 137 Milliarden Euro in diese Modelle angelegt.

Was ist eine ethische oder ökologische Geldanlage?

Eine ethische oder auch als ökologisch bezeichnete Geldanlage soll Verbrauchern die Möglichkeit geben, ihr Geld nach moralisch vertretbaren Gesichtspunkten hinsichtlich der Menschenrechte, der Umwelt und dem Tierschutz anzulegen. Diese Geldanlage kann in zwei Formen vorliegen: Im Vermeiden und im Fördern. Zum einen gibt die gewählte Bank vor, in welchen Bereichen sie mit dem angelegten Geld tätig ist. Dies kann zum Beispiel die Förderung von Bildungschancen in Entwicklungsländern beinhalten, aber auch Umweltprojekte sind ein häufiger Zweck.
Zum anderen kann die Bank auch lediglich die Verwendung der Geldanlagen für bestimmte Projekte ausschließen. Die meisten Ethikbanken schließen die Förderung, die Geldanlage oder die Investition bei problematischen Bereichen wie die Kernenergie, den Waffenhandel und Bereiche mit Kinderarbeit aus. So kann sowohl eine aktive als auch eine passive ethische Geldanlage geschaffen werden. Mit diesem Konzept soll der Anleger nicht nur eine gute Rendite erzielen, sondern auch eine nachhaltige Wirtschaft fördern können.
Unterschieden wird dabei einerseits die ökologische Geldanlage, bei der vor allem das Umweltbewusstsein im Vordergrund steht – Praktiken, die der Natur und der Tierwelt schaden, werden hier nicht verfolgt. Andererseits gibt es die ethischen Prinzipien, nach denen die Banken handeln können: Diese umfassen das moralisch korrekte Handeln – also auch hinsichtlich der Menschenrechte und anderen sozialen Aspekten.

Wieso werden diese Investitionen immer beliebter?

Ein wichtiger Faktor für die steigende Beliebtheit dieser ethischen Geldanlagen ist sicherlich das stärkere Bewusstsein der Anleger für ökologische und soziale Problematiken. Diese werden zum Teil durch Banken mitfinanziert – durch eine geringere Beteiligung der Kunden soll auch die Beteiligung der Banken zurückgehen. Wichtige Themen wie der Klimaschutz oder Menschenrechte finden hier also auch den Weg in die Finanzwelt. Der große Unterschied, der die ethischen Banken bei den Verbrauchern immer beliebter macht: Anders als normale Banken wird das Geld bei ethischen Banken in nachhaltige, ökologische und moralisch vertretbare Projekte angelegt.
Daneben hat auch die Finanz- und Wirtschaftskrise Spuren hinterlassen, denn durch diese Krise hinterfragen immer mehr Bankkunden das konventionelle Bankensystem. Ursprünglich als sicher angesehene Geldanlagen werden von Verbrauchern immer häufiger kritisch betrachtet, sodass alternative, nachhaltige Modelle eine größere Chance in der Finanzwelt haben.

Problematik und Beispiele

In Deutschland gibt es beispielsweise die Ethikbank, die sich für Frauen-, Umwelt- und Bildungsprojekte einsetzt. Die GLS Bank ist eine der größeren Banken, die ein ethisches Modell zur Geldanlage anbietet. Daneben gibt es Banken mit kirchlichem Hintergrund wie die Ordensbank des Franziskanerordens, die in diesem Bereich tätig sind. Bei diesen Banken erhalten Kunden wie bei konventionellen Banken Giro- und Tagesgeldkonten sowie andere gängige Produkte, allerdings mit dem Unterschied, dass mit dem angelegten Geld unter Berücksichtigung von ethischen Gesichtspunkten gewirtschaftet wird.
Ein großes Problem der ethisch-ökologischen Geldanlage in Deutschland ist in erster Linie der Mangel an beteiligten Banken. Die meisten großen Bankkonzerne bieten keine solche Geldanlage an. Kleine Banken, die diese Form der Geldanlage anbieten, besitzen nur wenige Filialen und sind deutlich weniger präsent – teilweise verfügen sie sogar nur über eine Online-Präsenz, sodass die Beratung und Informationsgespräche ausschließlich via Telefon, E-Mail oder Chat erfolgen. Viele Nutzer lassen sich hiervon abschrecken. Darüber hinaus fehlt es vielen Kritikern an Transparenz. Auch bei den moralischen Standards und Ansprüchen fehlt ein einheitliches Modell, da jeder Mensch eine andere Vorstellung von Ethik und Moral hat: Während eine Bank Tabak ablehnt, sieht eine andere an Handel und Konsum mit und von Tabak keine moralische Verwerflichkeit. Begriffe wie „ethisch“ oder „nachhaltig“ sind bisher nicht geschützt. Eine Bank zu finden, die den eigenen Ansprüchen genügt, kann sich also insbesondere in Deutschland als schwierig erweisen. Hilfe finden Verbraucher zum Beispiel bei Organisationen, die Auskunft über die einzuhaltenden Normen und Richtlinien geben.

Fazit

Eine ethische Geldanlage richtet sich an ökologische, nachhaltige oder moralisch vertretbare Projekte. In Deutschland gibt es zwar nach wie vor wenige ethische Banken, jedoch ist die Tendenz steigend: Durch das größer werdende Misstrauen und Ereignisse wie die Finanzkrise wenden sich Verbraucher immer häufiger alternativen Bankenmodellen zu. Während in solchen Projekten früher noch vor allem kirchliche Banken ihr Geld anlegten, finden auch immer mehr private Anleger Gefallen an der nachhaltigen und ethischen Geldanlage. Um dem steigenden Interesse daran gerecht zu werden, müssen die jeweiligen Anbieter jedoch zum einen transparenter und präsenter werden, zum anderen wäre auch ein vermehrtes Auftreten der größeren Banken in diesem Bereich wünschenswert.

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